Marc Marchon gegen Joel Marchon. Zwei Brüder, zwei verschiedene Teams, der eine, Marc, um acht Jahre der Ältere  beim SCB, der andere, Joel, beim EHC Kloten. Der eine, Marc, mit der Nummer 8, der andere, Joel, mit der 87. Der Ältere, Marc, in der ersten Linie, der jüngere, Joel, als 13. Stürmer. Heute Abend gewann Marc, der bessere Passgeber, gegen Joel, den eigentlichen Scorer. Will heissen: SC Bern – EHC Kloten 3:2. 

Ausser einer Zweiminutenstrafe gegen den SCB verliefen die ersten 10 Minuten eher ereignislos. Eine Chance hier, eine Chance dort, aber insgesamt nichts, das die Herzen der jeweiligen Fans hätte höher schlagen lassen. Und auch in Überzahl konnte Kloten nicht überzeugen. Sieht man mal von einem Pfostenschuss der Flughafenstädter ab, den man allerdings erst im Replay so richtig erspähen konnte und den wohl auch die Klotener Fans nicht registriert hatten. Der SCB hatte im ersten Drittel insgesamt mehr Spielanteile, schoss auch rund 10 Mal mehr aufs Tor, es blieb aber beim torlosen 0:0. Und auch die beiden Marchon Brüder trafen auf dem Eis leider nicht aufeinander, da Joel (wie sich zeigen sollte) überhaupt keine Eiszeit erhielt. Er meinte nach dem Spiel. „Ich war eigentlich voll bereit, der Coach hat aber so entschieden und so blieb ich die ganze Partie draussen. Wenn man auf der Bank sitzt, versucht man natürlich trotzdem, die Mannschaftskameraden zu pushen und ihnen Energie zu geben“.

Bern hatte mehr vom Spiel
Nach 23 Minuten kam es zur ersten Strafe gegen die Klotener. Die Berner zogen ihr gewohnt gutes Powerplay auf und vollendeten eine wunderschöne Kombination durch Walteri Merelä zum verdienten 1:0. Bern war in der Folge ziemlich überlegen, auch wenn die Klotener zu einem weiteren Pfostenschuss kamen. In der 30. Minuten wanderte Leonardo Profico zum zweiten mal auf die Strafbank und eröffnete so den Bernern die Chance, in Überzahl ein zweites Mal zu reüssieren. Was die Berner durch Victor Ejdsell dann auch taten, auch hier dank einer schönen Kombination. Dieser Spielverlauf lieferte dem Klotener Coach Lauri Maijamäki wenig valide Argumente, auf seinen nominell 13. Stürmer zurückzugreifen. Womit Joel Marchon immer noch auf der Bank blieb.  Umso mehr als den Klotenern knapp zwei Minuten vor Ende des 2. Drittels durch Rafael Meier der Anschlusstreffer gelang. Kein Grund, die Linien anders zusammen zu stellen.

Kaum hatte der Stadion Speaker allen Anwesenden ein spannendendes drittes Drittel gewünscht, erzielten die Klotener durch Daniel Audette den Ausgleich . Bern, das bisher eigentlich überlegen war, wurde kalt geduscht.  In der Folge schlichen sich im Berner Spiel einige Nachlässigkeiten ein, die Kloten für Chancen, aber nicht für Tore nutzen konnte. Und schon folgte die nächste Strafe gegen Bern. 2:2, Überzahl für Kloten, der Coach hatte selbstverständlich nach wie vor keinen offensichtlichen Grund auf seinen 13. Stürmer Joel Marchon zurückzugreifen. Der 29-jährige Marc macht seinem 21-jährigen Bruder Mut: „Die Phase, in der man nicht spielt, hat jeder Hockeyspieler einmal durchgemacht. Auch meine ersten drei Jahren nach der Juniorenzeit waren hart, man muss aber dran bleiben, hart arbeiten und dann wird’s einmal belohnt“.

Die nächste Strafe…
… diesmal wieder gegen Kloten. Wir erinnern uns, Bern hatte die zwei bisherigen Klotener Strafen zu einem Tor nutzen können. Diesmal nicht, es blieb beim 2:2. Kurz darauf, schon wieder eine Strafe gegen Kloten. Die Berner zogen ein gefälligeres Powerplay auf, brachten die Scheibe auch einige Male aufs Tor, ohne allerdings die grosse Gefahr fürs Gehäuse des Klotener Schlussmannes Ludovic Waeber zu produzieren.

Dann kam es doch noch….
… das Berner Tor zum 3:2. Scherwey war auf der linken Seite an der (Millimeter-)Grenze des Offsides durchgebrochen und bediente mustergültig den mitgelaufenen Marco Lehmann. Nur Sekunden später sprachen die Schiedrichter auf dem Eis aber eine 5 Minuten Strafe gegen Merelä aus. Die Frage, ob es sich dabei um einen gefährlichen Bandencheck handelte, stellte sich tatsächlich. Die Schiedsrichter schauten sich die Szene im Video an und entschieden sich für die 5 Minuten Strafe, aber ohne Spieldauerdisziplinarstrafe. Bern würde in den letzten 2:48 Minuten in Unterzahl agieren müssen. Kloten nahm umgehend seinen Torhüter raus, um mit 6 gegen 4 Feldspieler agieren zu können. Die Nervosität der Berner Fans stieg extrem. Kloten drückte in diesen letzten Minuten unablässig, konnte aber dann doch kein Tor mehr erzielen. Die Berner siegten knapp, aber sie siegten. „Wir haben über weite Phasen ein gutes Spiel gezeigt. Kloten zeigte aber einmal mehr, dass sie manchmal nicht so viel vom Spiel haben, aber hinten gut stehen, um dann plötzlich doch brandgefährlich zu werden. Wir sind überglücklich, haben wir gewonnen“, fasste ein glücklicher Marc Marchon das Spiel zusammen.

Die Marchon Brüder sind sich total einig
Nach dem Spiel standen beide Marchon Brüder unabhängig voneinander Red und Antwort. „Es ist immer schön, wenn man sich auf dem Eis trifft“, resümierte Marc. Dass sich die beiden Brüder hervorragend kennen, bewiesen sie bei der Frage, wer in den Jugendjahren der bessere gewesen sei: „Marc war mehr der „Passer“ in den Kinderajahren, er gab die Assists. Ich habe mehr Tore geschossen“, erklärte Joel, während Marc bestätigte: „Joel war sicher mehr der Goalgetter, erzielte viel mehr Tore als ich“.  Heute Abend siegte Marc, der Passgeber, in der Jugend war es anders: „Ich konnte in der Jugend drei oder vier Titel holen, wo er immer zweiter wurde“, ergänzte Joel mit einem schelmischen Lächeln auf dem Gesicht. Die Welt ist ein Dorf, sagt der Volksmund, heute Abend in Bern war die Welt eine (Marchon-)Familie.

Best Player
Bern: Victor Ejdsell
Kloten: Miro Aaltonen

SC Bern – EHC Kloten  3:2 (0:0; 2:1; 1:0)

Tore:
1:0 |24.| Walteri Merelä (Ejdsell, Czarnik)
2:0 |31.| Victor Ejdsell (Baumgartner, Loeffel)
2:1 |39.| Rafael Meier  (Steiner, Aaltonen)
2:2 |41.| Daniel Audette (Aaltonen, Ojamäki)
3:2 |57.| Marco Lehmann (Scherwey, Untersander)

Zuschauer:
15’344 Zuschauer
Postfinance Arena

 

 

 

 

Fotoquelle: Marija Diepold