Selbst wenn vor dem heutigen Spiel der SCB auf Rang 3 und Biel auf Rang 9 waren , konnte man die Partie mit Fug und Recht als 6 Punkte-Spiel betrachten. Bern hatte 19, Biel 16 Punkte, je nach Sieger würde nach dem Spiel zwischen Punktegleichstand und 6 Punkte Vorsprung für Bern alles möglich sein. Die Wahrheit lag dann wie so häufig, dazwischen, fast in der Mitte. Bern hätte die Partie eigentlich gewinnen müssen, hätte man des Trainers Handschrift konsequenter umgesetzt. 

Bern legte los wie die Feuerwehr und schoss in den ersten 30 Sekunden drei Mal aufs von Harri Säteri gehütete Bieler Tor. Angriffsbemühungen, die nach genau 2 Minuten und 9 Sekunden belohnt wurden. Yanick Sablkatnig fuhr mit viel Tempo aufs Bieler Tor und erzielte den Führungstreffer. Grad im Gegenzug glichen die Seeländer aus. Die Berner Verteidigung liess Liam Andersson zu fest gewähren. 1:1. Es war weiterhin Einiges los in der Postfinance Arena. „Ja, ich glaube wir hatten einen guten Start und gingen verdient 1:0 in Führung. Es war schade, haben wir kurzum das Gegentor klassiert“ resümierte Tristan Scherwey nach der Partie zutreffend. Yanick Sablatnig kassierte dann noch 2 Minuten für einen Check gegen den Kopf – den nach dem Spiel nicht alle Zuschauer so gesehen haben wollten.  Biel gelang es allerdings nicht, ein vernünftiges Powerplay zu installieren.

Die Handschrift des Jussi Tapola…
… ist klar und eindeutig: das Spielen mit der Scheibe, also die Logik, dass man Sorge trägt zur Scheibe, sie ab und an mal auch zurück spielt und sie eigentlich nie planlos in die Ecke schiesst. Tristan Scherwey bestätigt diesen Eindruck: „Ja, schlussendlich ist der Puck keine Granate, drum müssen wir ihn nicht immer wegschiessen, wenn es nicht nötig ist. Wir suchen den Pass, wenn die Scheibe da ist und spielen sie tief, wenn die Zeit dafür gekommen ist.“ Am Ende genau so eines Angriffs der Stadtberner stand dann das 2:1. Der SCB Marke 24/25 sucht die Pässe und das Tor, welches sie in diesem Fall gefunden haben. Auch in Unterzahl funktioniert beim SCB das Sorge tragen zur Scheibe sehr gut, womit die Berner auch die zweite Unterzahlsituation schadlos überstanden. Bern hatte im 1. Drittel einmal mehr aufs Tor geschossen als Biel (eine andere Statistik wies Gleichstand bei den Schüssen aus), die Stadtberner 2:1 Führung hätte gemessen an den Spielanteilen allerdings auch höher ausfallen können. Das zweite Drittel startete ausgeglichen, wobei es die Bieler waren, die nach gut 22 Minuten die Partie durch Bachofner wieder ausgleichen konnten.

Wenn Tapolas Handschrift für einen Moment verblasst…
…. kommt es nicht gut für den SCB. Denn es passieren Fehler. Einen solchen wussten die Bieler in der 27. Minute auszunutzen , um zum ersten Mal an diesem Abend in Führung zu gehen. Luca Cunti nutzte einen fatalen Berner Abwehrfehler aus. Kurz darauf bot sich dem SC Bern die erste Überzahlsituation des Abends. Das Powerplay war gefällig jedoch zu wenig zielstrebig – so war der Chronist schon am Schreiben – als 3 Sekunden vor Ablauf der Strafe dann doch noch das 3:3 durch Scherwey fiel. Wie wichtig dieses Tor für die Stadtberner war, zeigte Scherweys ausgelassener Jubel. „Ja, wir wollen jeden Sieg“, meinte er nach dem Spiel. „Am Samstag braucht es eine Reaktion.“ Wenige Sekunden später konnte der SCB wieder in Überzahl spielen. Das Überzahlspiel war wieder gefällig, vielleicht etwas zielstrebiger als jenes zuvor, führte aber nicht zum Erfolg. Die Berner Fans konnten zum Ende des zweiten Drittels wieder Zuversicht schöpfen, denn Tapolas Handschrift war wieder klarer zu erkennen.

Zum Glück für Bern hatte Biel nicht das gleich gefährliche Powerplay wie Servette vor einer Woche, denn sonst hätten sich die zu vielen Strafen gerächt, so wie jene von Baumgartner nach nur 11 Sekunden im dritten Drittel. In der Folge schien die Handschrift des Trainers wieder zu verblassen und man fragte sich, ob der Chronist – nicht der Schreibende, sondern der „Richtige“ von watson – recht behalten würde. Allerdings überstand Bern die nächste Unterzahl sowie einen groben Abwehrfehler von Nemeth schadlos. Nemeth der einige Momente später an vorderster Front zu einer top Chance kam. 

Und so zerrannen die Minuten mit spielerischen Vorteilen zu Gunsten der Stadtberner. Allerdings ohne zählbaren Erfolg auf der Anzeigetafel, wobei auf eben dieser Anzeigetafel nach Ende der regulären Spielzeit eine weitere Strafe gegen den SC Bern angezeigt wurde. Verlängerung. Würde der Chronist recht behalten?  Mit einem satten Schuss in die obere Torecke nutze der Bieler Topscorer Toni Rajala die Überzahl. Biel hatte gewonnen. Hat der Chronist recht behalte? Tristan Scherwey bestätigte: „Ich hatte das Gefühl, die Waage kippte zu uns“. Mindestens zur Hälfte hatte er recht, der Chronist.

Best Player
Bern: Tristan Scherwey
Servette: Liam Andersson

SC Bern – EHC Biel-Bienne  3:4 nV (2:1; 1:2; 0:0; 0:1)

Tore:
1:0 |3.| Yanick Sablatnik (Ritzmann, Füllemann)
1:1 |3.| Lias Andersson (Hofer)
2:1 |8.| Anton Lindholm  (Moser, Bader)
2:2 |23.| Jérôme Bachofner (Rajala, Tanner)
2:3 |27.| Luca Cuntii
3:3 |31.| Tristan Scherwey (Marchon, Baumgartner)
3:4 |62.| Toni Rajala  (Salinen)

Zuschauer:
15’505 Zuschauer
Postfinance Arena

Der EHC Biel-Bienne konnte sich mit diesem Sieg nach Verlängerung von Rang 9 auf Rang 6 der Tabelle verbessern, während die Stadtberner ihren dritten Rang vorläufig behalten können. Die Berner Eishockeywelt ist somit in Ordnung.

 

 

 

Fotoquelle: Reto Fiechter