Heute waren in der Berner Postfinance Arena nach langer Zeit wieder 16’131 Zuschauerinnen und Zuschauer anwesend, genau 1000 weniger als deren Fassungsvermögen. Die anwesenden Fans kamen in den Genuss einer sehr guten Partie auf Augenhöhe, an deren Ende Bern den Bann brach und damit die glücklichere Mannschaft war.
Drei Tage nach dem klaren und diskussionslosen 6:1 Sieg des SC Bern in Zug trafen sich die beiden Teams wieder, dieses Mal in Bern in der Postfinance Arena. Zug hatte sich inzwischen mit einem 6:2 Sieg gegen Lausanne rehabilitiert, während Bern im Zähringer Derby in Freiburg nach Verlängerung gegen Gottéron den Kürzeren zog. Auch heute starteten die Zuger mit dem am Mittwoch glücklosen Torhüter Tim Wolf. Wolf war nach den sehr schnellen drei Gegentoren am Mittwoch ausgewechselt worden. Die gute Nachricht für heute. Tim Wolf überstand – im Gegensatz zum Mittwoch – die ersten 5 Minuten ohne Gegentor. Das ist insofern bemerkenswert als sich die Zuger auch nur selten und wenn, dann mit (unerlaubten) Befreiungsschlägen aus der Berner Umklammerung lösen konnten. Dann aber, nach 5 bis 6 Minuten „haben wir etwas das Konzept verloren und sind vom Spiel abgekommen“, kommentierte der heutige SCB Topscorer Marco Lehmann sehr korrekt.
Zwei Berner Strafen
Kurz vor Drittelsmitte kassierten die Berner gleich zwei Strafen nacheinander. Zug brauchte etwas Zeit bis sie ihr Powerplay installieren konnten, nach einer knappen Minute im zweiten Überzahlspiel gelang dann aber durch Dario Simion doch noch die Zuger Führung. Das Spiel hatte sich inzwischen ausgeglichen. Mittlerweile führte Zug auch die Torschussstatistik mit 10:7 an. Zu Beginn des zweiten Drittels plätscherte die Partie etwas hin und her. Positiv formuliert könnte man auch schreiben: die Mannschaften kontrollierten einander. Bern kam zu zwei grossen Chancen, Tore gab es vorderhand für die Berner keine. Bis zur 27. Minute als Thierry Schild einen sehr schönen Berner Angriff zum Ausgleich abschloss. Meinten alle. Zug zog seine Coaches Challenge wegen eines vermeintlichen Offsides. Die Situation war in der Tat extrem knapp. Die Linesmen schauten sich die Szene sehr lange an und entschieden dann auf „kein Offside“, also Tor! 1:1. Die erfolglose Coaches Challenge führt dann immer zu einer 2-Minuten Strafe, womit der SCB zu seinem ersten Powerplay des Abend kam.
Ein Spiel auf Augenhöhe
Im zweiten Drittel gelang es beiden Teams über lange Strecken sehr gut, des Gegners Angriffsbemühungen zu neutralisieren. Wobei die Berner insgesamt zu mehr Torschüssen und gefährlichen Chancen kamen. An dieser Stelle bleibt dann auch Zeit, um darauf hinzuweisen, dass die Krankheitsfälle an diesem Abend gleichverteilt waren. Krank war der Berner Austin Czarnik und der Zuger Jan Kovar. Und wenn wir schon von Szenen abseits des Spielgeschehens reden, sei noch erwähnt, dass der Zuger Dario Simion häufig dort anzutreffen ist, wo „Nettigkeiten“ ausgetauscht werden. Einmal war Tristan Scherwey, einmal Simon Moser „sein Partner“ Dass es nach dem zweiten Drittel schliesslich 1:1 unentschieden stand, lag denn auch in der Logik der Szenerie.
Der SCB kam unsortiert….
… aus der zweiten Drittelspause zurück und kassierte prompt den 1:2 Führungstreffen durch den Zuger Daniel Vozenilek. Nach diesem Gegentreffer sortierte sich Bern wieder und es entstand ein ähnlich ausgeglichener Spielverlauf wie bisher, wobei die Torschussstatistik bis zur 50. Minute wieder zugunsten der Innerschweizer gekippt war. Gut sechs Minuten vor Ende der regulären Spielzeit beging der Zuger Leon Muggli ein einigermassen unnötiges Foul am Berner Postfinance Topscorer Marco Lehmann. Der Berner Coach Jussi Tapola nahm sein Timeout, um seine Mannen optimal auf die folgende Überzahl vorzubereiten. Die Massnahme zeitigte ihren Erfolg, Bern zog ein sehr gutes Powerplay auf, das Marco Lehmann mit dem 2:2 Ausgleich krönte. Zug ging also heute zweimal in Führung und musste zweimal den Ausgleich entgegen nehmen. Der Zuger Leon Muggli sah das ein wenig fatalistisch: „Es ist schwierig, dafür einen Grund zu finden, aber ja, das ist Hockey und Hockey geht schnell.“ Die reguläre Spielzeit endete damit unentschieden und so stellte sich die grosse Frage: kann der SCB in dieser Saison seine neunte Niederlage in der Overtime verhindern?
Ja, lautete die Antwort….
… dachte man, wenn man den Spielverlauf in der Overtime beobachtete. Bern war drückend überlegen. Und ja, „wir konnten den Ausgleich machen und endlich einmal in der Verlängerung gewinnen, das ist wichtig für die Moral“, resümierte Marco Lehmann nach dem Spiel. Ja, lautete also die Antwort : Romain Loeffel brach den Berner Fluch beziehungsweise den Berner Bann und erzielte den Siegtreffer. Das ist aus Berner Sicht ein Schritt in die richtige Richtung, nochmals Marco Lehmann: „Wenn wir ab und zu in der Verlängerung oder im Penaltyschiessen einen Punkt stehlen können, wäre das wichtig, denn am Schluss könnten diese paar Punkte entscheidend sein“.
Best Player
Bern: Thierry Schild
Zug: Andreas Wingerli
SC Bern – EV Zug 3:2 nV (0:1; 1:0; 1:1; 1:0)
Tore:
0:1 |11.| Dario Simion (Hofmann, Vozenilek)
1:1 |27.| Thierry Schild (Nemeth, Moser)
1:2 |41.| Daniel Vozenilek (Hofmann)
2:2 |56.| Marco Lehmann (Loeffel, Baumgartner)
3:2 |62.| Romain Loeffel (Moser, Baumgartner)
Zuschauer:
16’131 Zuschauer
Postfinance Arena
Fotoquelle: Marija Diepold