Zu Beginn Oktober 2024, in den Ferien, habe ich «den Bund» runtergeladen und durchgeblättert. In den Todesanzeigen stand dann die unfassbar traurige Nachricht vom Tod von Adrian Ruch, von Ädu, wie wir ihn alle nennen.

Einfach nicht mehr aufgewacht, sei er, stand in der Anzeige. Die erste Frage, die sich stellte: Warum? Es ist eine Frage, auf die es keine Antwort je geben wird. Wir müssen akzeptieren, dass Ädu jetzt in einer anderen Welt ist, in einer Welt, in der wir ihm physisch nicht mehr begegnen.

Ädu hinterlässt aber Spuren in unserer Welt. Unendlich viele und auch unendlich grosse Spuren. Deswegen wollen wir, die ihn gekannt und sehr geschätzt haben, hier ein Bild dieser Spuren zeichnen. Ein wundervolles Bild, das sich mit einem Satz Charly Chaplins zusammen fassen lässt, der Ädu so gut charakterisiert:

Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag

Hier nachfolgend sollen nun Freunde und Wegbegleiter zu Wort kommen. Ich erlaube mir, anzufangen:

 

Vale Lagger

Ich kenne Ädu seit weit über 30 Jahren. Jedes Jahr zu Beginn Juli stand das Tennis Turnier in Gstaad auf meinem Programm. Ädu war als Journalist immer vor Ort, zusammen mit Büssi und Lorenz. Und ich hatte die grosse Ehre, jeweils einen Tag mit ihnen in Gstaad zu verbringen. Tage, die ich niemals vergessen werde. Tage, geprägt vom Sport, von Ädus riesigem Engagement für die Berichterstattung, von gemeinsamem Lachen, kommentieren, diskutieren und – am Abend – feiern. Seit rund 15 Jahren war Ädu der Chronist im Eishockey, beim SCB. Ich durfte ihn auch da immer wieder treffen und mit ihm diskutieren. Ädu ist für mich die Person, die mir die Zusammenhänge rund um den Journalismus und das Eishockey erklärt hat. Es war für mich immer ein Genuss, ihm zuzuhören, ihm Fragen zu stellen und seine immer sehr interessanten, informativen und ausgewogenen Artikel zu lesen. Ädu hat zwar nun – viel zu früh – diese unsere Welt verlassen. Ädu bleibt aber dank allen gemeinsamen Erlebnissen präsent. Ädu hat mich und sicher andere geprägt und tut es weiterhin. Merci Ädu für deinen wundervollen Umgang mit uns allen.

Micha Jegge

Als ich, eben erst volljährig geworden, meinen ersten Gehversuch im Journalismus unternahm, war der um sechs Jahre ältere Ädu bei der Zeitung «Bund» für den Regionalsport verantwortlich. Er brachte mir bei, wie man einen journalistischen Text verfasst, was es stilistisch und inhaltlich zu beachten gilt und was man unter allen Umständen vermeiden sollte. Er bezog mich früh in die redaktionelle Arbeit ein und zeigte mir, wie sich aus einem mittelmässigen Text mit überschaubarem Aufwand ein guter Beitrag machen lässt. Er tat dies nicht, weil er es tun musste; er tat es auch nicht nach Schema x – im Gegenteil: Er tat es oft spontan und zuweilen fast spielerisch, meistens anhand konkreter Beispiele, wenn er Texte redigierte, dabei eine Ungereimtheit entdeckte und sogleich realisierte, dass er mir etwas beibringen konnte. Ädu hatte nichts Lehrerhaftes an sich, war jedoch wesentlich effizienter als all meine herkömmlichen Lehrer zusammen. Ohne ihn wäre aus mir womöglich nie ein Sportjournalist geworden.

Im Laufe der Zeit wurde aus dem Mentor ein Gefährte, ein Vertrauter, ein Freund. Wie eng die Bindung geworden war, zeigte sich auch daran, wie schwer ich mich tat, ihm nach rund 20 Jahren im gleichen Büro mitteilen zu müssen, dass ich den Sportjournalismus verlassen würde. Die beruflichen Wege trennten sich, privat blieben wir verbunden. Ende Oktober hätten wir uns zum Mittagessen getroffen, über alles Mögliche gesprochen, einfach die gemeinsame Zeit genossen. Es ist anders gekommen, und es fällt mir schwer, das zu akzeptieren.

Juliette Schild

Die Nachricht von Ädus Tod hab ich in den Herbstferien im Berner Oberland erhalten – ziemlich genau ein Jahr, nachdem ich ihn zum letzten Mal getroffen hatte. Meine Familie und ich verbrachten unsere Ferien damals auch im Berner Oberland. Unter anderem in Zweisimmen. Weil unsere Jungs, mein Mann und ich Golf spielen, machten wir einen spontanen Ausflug zum Golfclub Gstaad-Saanenland – in der Hoffnung, Ädu zu treffen. «Leider» hatte er frei. Am nächsten Tag trafen wir uns dann doch, zum gemütlichen Kaffee in Gstaad.

Ich lernte Ädu Anfang der 2000er-Jahre auf der Bund-Sportredaktion kennen, wo ich mein erstes Praktikum als Sportjournalistin absolvierte. Er stand mir mit Rat und Tat zur Seite, hatte immer ein offenes Ohr für Fragen, blieb ruhig, auch wenn es hektisch und zeitlich knapp wurde. Ädu werde ich als jemanden in Erinnerung behalten, der immer für alle da war – als herzensguten Menschen.

Stefan Bürer

Unaufgeregt, aber mit Haltung. Freundlich, aber bestimmt. Einer mit tollem Gespür, auch für Zwischentöne. Kurz: Ädu war durch und durch ein feiner Kerl.

Rolf Cap Kily Probst, Sportjournalist Hockeyfans.ch

Es gab bzw. gibt Menschen im Journalistenbereich, die Ädu besser kannten als ich. Deshalb kann ich ihn weniger gut beschreiben als andere Kollegen, welche ihm näher oder ganz nahestanden. Aber ich kann sagen, wie sich die Begegnungen mit Ädu anfühlten. Im Vergleich zu anderen Medien in der PostFinance-Arena sind wir ja ein eher kleineres Medium, aber dennoch hat mir Ädu in den Gesprächen vor und während dem Spiel immer das Gefühl gegeben, dass ich auf der gleichen Stufe sei, wie alle anderen. Sein Lächeln und seine Stimmung waren dermassen ansteckend und es war eine Wohltat, ihn zu sehen. Ich mag mich nicht erinnern, dass ich Ädu jemals schlecht gelaunt auf der Pressetribüne erlebt habe. Er war ein Mensch mit einer sehr gewinnenden Art. Mit ihm war man auf Anhieb auf einer Welle und ich hätte mir gut vorstellen können, stundenlang beim einem guten Glas Wein mit ihm über Gott, die Welt und den Sport zu diskutieren, zu sinieren und fachsimpeln zu können. Jetzt ist der Platz drei Sitze neben mir leider nicht mehr mit Ädu besetzt. Auch wenn ich ihn weniger gut kannte, es tut weh, dass er nicht mehr da ist und macht mich traurig. Danke für die schönen Momente und danke, für das gute Gefühl, dass Du mir gegeben hast, lieber Ädu!

 

 Rolf Bachmann, SCB

 Ädu war in erster Linie ein feiner Mensch.

Einer, welcher sich nie in den Vordergrund stellte, einer welcher sowohl zuhören wie auch mitdiskutieren konnte.

Einer welcher seine Meinung ohne Emotionen einbringen konnte.

Mit Ädu verlieren wir einen Wegbegleiter, aber vor allem einen guten Menschen.

Luzi Fricker

 Ich finde es wunderschön, dass ein Artikel entsteht über Ädu. Ich habe ihn nicht sehr gut gekannt. Ich habe an den SCB Matchen während den Pausen Smalltalk mit Ädu gehabt. Ich empfand ihn immer als extrem seriös und herzlich. Etwas bleibt mir sehr in Erinnerung. Es war am 21. März 2019 (bzw. dann schon am 22.März) als ein Playoff Spiel zwischen Genf Servette und dem SCB in Genf erst um 0:54 Uhr nach 117 Minuten und 43 Sekunden endete. Berns Marc Arcobello (der heute in Lugano spielt) erzielte den 2:3 Siegtreffer für Bern. Ich durfte damals mit Ädu nach Hause fahren und er brachte mich bis vor meine Haustüre, obwohl das für ihn sicher eine halbe Stunde Umweg bedeutet hat. Er war ein Mensch mit einem unglaublich guten Herz. Ich war sehr schockiert, als ich die Nachricht seines Todes erhielt. Das zeigt einfach, dass man das Leben geniessen soll. Der so herzliche Mensch Ädu wir immer in sehr positiver Erinnerung bleiben.

 Hanspeter Bischoff, Helfer im Medienraum des SCB

Als Helfer im Presseraum des SC Bern habe ich in all den Jahren Ädu kennen und schätzen gelernt. Er war immer für einen Schwatz zu haben. Er hatte nie eine schlechte Laune, war immer ruhig und besonnen, auch wenn es rundherum hektisch wurde. Er war fachlich und auch menschlich Weltklasse, die seinesgleichen sucht. Er wird auch mir wahnsinnig fehlen. Tragen wir alle sein Lächeln in unseren Herzen weiter.

Kristian Kapp, Redaktor Tamedia

Meine erste längere Begegnung mit Ädu ist gut 20 Jahre her. Ich arbeitete damals noch in Graubünden, ich hatte in Bern irgendeinen Termin, an dem auch Ädu dabei war. Ich erinnere mich nicht mehr an die Partie, es war aber gleichzeitig auch Champions-League-Final-Tag. Und obwohl wir uns erst flüchtig von Eishockeypartien her kannten, meist SCB – HCD, hatte Ädu die spontane Idee, dass wir das Fussballspiel doch gemeinsam bei ihm zuhause schauen sollen. Und weil ich dann mit dem Zug nicht mehr nach Hause gekommen wäre, lud er mich spontan zum Übernachten ein. Ich wusste es noch nicht, aber das war typisch Ädu: freundlich, offenherzig, unkompliziert. Vor dem Spiel gingen wir noch auf eine Driving Range in der Nähe Berns – während ich kaum wusste, wie man den Schläger hält und keinen Ball traf, war es offensichtlich, dass Ädu seine Leidenschaft für den Golfsport bereits entdeckt hatte.

Abgesehen von einzelnen Eishockeyspielen oder sonstigen Sportveranstaltungen kreuzten sich unsere Wege erst Jahre später wieder so richtig. 2017 wechselte ich zum Tages-Anzeiger nach Zürich, bei Tamedia arbeiteten wir in der Sportredaktion und insbesondere beim Eishockey schon damals bald eng zusammen. Ädu leitete die Redaktion in Bern, und er tat dies auf jene Art, die ich von damals immer noch in Erinnerung hatte: empathisch, einfühlsam und immer sachlich.

Sein Abgang war auch im Eishockeyressort einschneidend, einen seiner Gründe dafür konnte ich gut nachvollziehen. Ädu konnte mit der immer stärkeren Fokussierung auf Klickzahlen und der damit verbundenen Veränderung in der Schlagzeilenkultur nicht viel anfangen, irgendwann mochte er dies überhaupt nicht mehr mitmachen. Ich bedauerte den Entscheid, bewunderte ihn aber auch gleichzeitig für diese Konsequenz.

Da Ädu weiterhin dann und wann bei Spielen in der Arena vorbeischaute, er zudem der Berner Zeitung als freier Mitarbeiter erhalten blieb und hin und wieder bei der Berichterstattung über den SCB aushalf, blieben wir doch noch einigermassen in Kontakt.

Das Telefongespräch Ende August, bei dem ich ihm mitteilen musste, dass wir aus Spargründen künftig auf freie Mitarbeiter verzichten müssen, war für beide unangenehm. Man spürte, dass der Abbau bei der Berichterstattung auch Ädu weh tat, obwohl er gar nicht mehr richtig dabei war.

Es war das letzte Mal, dass wir miteinander sprachen. Ein paar Wochen später erreichte auch mich die unfassbare und sprachlos machende Nachricht von Ädus Tod.

 

 Und so endet hier zwar dieser Artikel, aber sicher nicht die Geschichte mit und rund um Ädu!

 

Merci Ädu!!

 

Fotoquelle: Valentin Lagger