Dem vielen Schnee zum Trotz: Davos war rechtzeitig in der Postfinance Arena angekommen und das Spiel startete pünktlich. Und auch trotz dem Umstand, dass die zur Postfinance Arena führende Tramlinie 9 den ganzen Tag eingestellt war, fanden fast 16’000 Zuschauer den Weg ins Stadion. Sie hatten die Ersatzbusse genutzt. Und wenn der Chronist über derart viel Nebensächliches schreibt, sagt das etwas über ein Spiel aus, das bis kurz vor Schluss keine wirklichen Höhepunkte hatte. Und als es in der Schlussphase noch einige Tore, sprich Höhepunkte gab, war die Partie eigentlich schon entschieden.
Nach 45 Sekunden Spielzeit griff er nach einer langen Verletzungspause wieder ins Spielgeschehen ein: Dominik Kahun. „War ein gutes Gefühl, wieder spielen zu können. Und auch wenn’s nicht so leicht war, hab ich es trotzdem genossen“, meinte der Rückkehrer. In den ersten 10 Spielminuten plätscherte das Spiel etwas hin und her. Beide Defensivformationen hatten die Lage im Griff, hüben wie drüben fehlte bisher eine zündende Idee, dank der man Gefahr vors gegnerische Tor und den jeweiligen Torhüter in Verlegenheit hätte bringen Torhüter können. Wenn wir schon bei den Torhütern sind. Bei Bern hütete heute wieder Adam Reideborn das Tor, nachdem bekannt geworden war, dass Philip Wüthrich auf die nächste Saison hin zu Ambri wechseln wird. Das Davoser Tor bewachte Sandro Aeschlimann, der nach Spielende zum besten Spieler seines Teams gewählt werden sollte.
Weiterhin keine klaren Vorteile
Zwar kamen Bern wie Davos immer mal wieder zu Chancen. Die Torschussbilanz war aber auch gegen Ende des 1. Drittels einigermassen ausgeglichen. Und auch bei der Gefährlichkeit der Torschüsse war kein entscheidender Unterschied auszumachen. Entsprechend ruhig war es auch auf den Rängen. Weder die eine, grössere des SCB, noch die andere Fangruppe hatte Anlass zu überbordendem Enthusiasmus. Und so endete das erste Drittel logisch und beidseits verdient 0:0 unentschieden.
Auch im zweiten Drittel änderte die Physionomie des Spiels nicht. Davos führte die Torschussstatistik zwar mittlerweile mit 5 Torschüssen mehr an, das Bauchgefühl der Zuschauer hätte allerdings weiterhin keine Überlegenheit eines der beiden Teams feststellen können. Bis zur 27. Minute, als die SCB-Ausländer Ejdsell, Merelä und Czarnik mit einer wunderschönen Kombination auffielen, die letzterer souverän zum 1:0 verwandelte. Diese Aktion schien sich hernach positiv auf das Berner Spiel oder – schaut es man aus Bündner Sicht an – negativ auf das Davoser Spiel auszuwirken. Bern setzte sich vielfach sehr lange im Bündner Verteidigungsdrittel fest, während Davos nur noch zu einigen wenigen Entlastungsangriffen kam. Ein Umstand, der grad sofort durch die Torschussstatistik belegt wurde. Nachdem Bern wenige Minuten zuvor noch 5 Torschüsse weniger verzeichnete, waren sie nun in dieser Statistik 2 Längen voraus.
Der SCB übernimmt das Zepter…
… und dominierte das Spiel bis kurz vor Ende des zweiten Drittels. Bis Dominik Kahun nach seiner langen Abwesenheit auch gleich wieder die Strafbank aufsuchen musste, womit die Bündner aus dem Landwassertal zum ersten Überzahlspiel des Abends kamen. Sehr geordnet war das Bündner Powerplay nicht, entsprechend war auch die Gefahr vor dem Berner Tor überschaubar.
… oder wie gebe ich das Spiel….
… innert weniger Minuten aus der Hand. Denn 7 Sekunden vor Ablauf der Strafe erzielte der HCD den Ausgleich. „Das Unterzahltor kurz vor Schluss der Unterzahl war ziemlich bitter“, fasste Dominik Kahun die Sache zutreffend zusammen. Und für die Berner kams Sekunden später noch schlimmer, Davos ging 1:2 in Führung. Nochmals kurz später, 30 Sekunden vor Drittelsende schüttelte eine Zuschauerin auf den Sitzplatz energisch den Kopf. Recht hatte sie, meint der Chronist. Der gegen den SCB gepfiffene Penalty hätte man definitiv nicht geben müssen. Denn der allein gegen Adam Reideborn entgegen laufende Davoser leistete keine grosse Gegenwehr, um den Sturz zu verhindern. Dem Davoser Filip Zadina wars egal, er verwandelte souverän zum 1:3. Das Spiel war gekippt, ohne dass es dafür einen wirklichen Grund gegeben hätte. Nochmal Dominik Kahun: „Davos hat gleich nachgelegt mit dem Penalty und dann war’s natürlich schwer.“ Die Torschussstatistik sah – wie die Anzeigetafel – wieder die Davoser im Vorteil.
Zu Beginn des dritten Drittels gings im ähnlichen Stil weiter. Davos profitierte von einem Berner Wechsel zur Unzeit. Ein Angriff, der mit 2 gegen 2 begonnen hatte, verkam wegen des Wechsels des Berner Verteidigers Vermin zu einem 2:1 Angriff, was Davos ähnlich den vorherrschenden Temperaturen eiskalt zum 1:4 nutzte. Die Davoser Fans feierten bereits jetzt, in der 47. Minute, den Sieg, während sich manch ein Berner Fan wohl weniger dem Spiel als der Frage widmete, wie er oder sie sich den Heimweg durch den Schnee bahnen sollte. Der Rest der Spiels ist schnell erzählt, auch wenn’s noch einige Tore gab. Bern war offensiv aktiv und sehr bemüht, Bemühungen, welche durch Austin Czarnik – wieder er – zum 2:4 belohnt wurden. 2:51 vor Ende des dritten Drittels nahm der Berner Coach Jussi Tapola sein Timeout und Adam Reideborn verliess sein Tor, auf dass das fast Unmögliche doch noch möglich werde. Bern setzte sich zwar gut im Davoser Verteidigungsdrittel fest, kam zu Chancen, bis Nemeth mit einem groben Fehlpass den empty Netter zum 2:5 einleitete. Noch war die Partie aber nicht fertig, Bern kam noch zum 3:5 durch Fabian Ritzmann. Der Davoser Sieg war aber nicht mehr zu verhindern. Umso mehr als 6 Sekunden vor Schluss der zweite empty Netter zum 3:6 fiel.
Für die Freunde der Statistik sei zum Schluss hier noch das finale Torschussverhältnis erwähnt: Bern 33 Davos 34. Womit auch statistisch belegt wäre, dass die Partie auf beiden Seiten hätte kippen können. Dominik Kahun will für die nächsten Partien „einfach von den eher schlechteren Sachen lernen, noch etwas einfacher spielen, weniger Fehler machen und die guten Sachen übernehmen“, Grund zum Optimismus gibt es in Bern trotz der heutigen Niederlage gegen den neuen Tabellenführer Davos. Auch Kahun sieht das so: „Es ist schon mein viertes Jahr in Bern und von der Mannschaft her ist das diesjährige Kader das stärkste.“ Und wer weiss: Vielleicht träumen einige Fans nach der sicheren Heimfahrt durch das wunderschön verschneite Bern vom nächsten Meistertitel.
Best Player
Bern: Austin Czarnik
Davos: Sandro Aeschlimann
SC Bern – HC Davos 3:6 (0:0; 1:3; 2:3)
Tore:
1:0 |27.| Austin Czarnik (Ejdsell, Merelà)
1:1 |38.| Matej Stransky (Dahlbeck, Honka)
1:2 |39.| Simon Knak (Dahlbeck)
1:3 |40.| Filip Zadina
1:4 |45.| Valentin Nussbaumer (Parée)
2:4 |56.| Austin Czarnik (Ejdsell, Nemeth)
2:5 |59.| Matej Stransky (Knak)
3:5 |59.| Fabian Ritzmann (Moser, Füllemann)
3:6 |60.| Matej Stransky
Zuschauer:
15’954 Zuschauer
Postfinance Arena
Fotoquelle: Marija Diepold