Bern mit Wiedergutmachung und wichtigem Sieg

von 2.Februar 2025National League

In Bern war nach der gestrigen Niederlage in Langnau gegen die Tigers Wiedergutmachung angesagt. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Einerseits des Gegners wegen, die ZSC Lions rangieren auf Platz 2, nach Verlustpunkten sind sie aber Leader. Anderseits der vielen Abwesenden wegen. Fünf Spieler sind krank, zwei verletzt. Der jubelnde Doppeltorschütze Thierry Schild hatte grossen Anteil daran, dass die Wiedergutmachung gelang.

Trotz all diesen Abwesenden starteten die Berner engagiert in die Partie und kamen auch zur einen oder anderen Chance. Das Engagement zahlte sich in der 5. Minute erstmals aus, als Marc Marchon die Scheibe hinter dem Zürcher Tor ausgrub und Thierry Schild zum 1:0 für Bern vollenden konnte. Keine Minute später erhöhte derselbe Thierry Schild – er war grad auf dem Eis geblieben – nach einer schönen Soloaktion auf 2:0. „Klar, den wollte ich genau so machen“, meinte Schild nach dem Spiel mit einem schelmischen Lächeln. Die Zürcher schienen in dieser Phase etwas desorganisiert. Auch die Zürcher beklagten heute übrigens zwei Verletzte und zwei kranke Spieler.

Auf Seiten der Berner war es nach wie vor die Linie um Schild, Marchon und Ritzmann, die aufs gegnerische Tor powerte. Was einen Journalisten auf der Medientribüne zum Spruch verleitete: „Es gibt nur eine Mannschaft“. Womit zu diesem Zeitpunkt nur der SCB gemeint sein konnte. In der 16. Minute war es dann Marc Marchon, der das 3:0 für die Berner erzielen konnte. Wieder war dieselbe Berner Linie erfolgreich. Ein Tor, das nach kurzer Videoanalyse der Schiedsrichter dann auch als „gutes“ also korrektes Tor gegeben wurde.

Die Zürcher waren nach wie vor weitestgehend inexistent. Davon zeugt auch die Schussstatistik, die nach 18 Minuten erst zwei Zürcher Schüsse aufs Berner Tor verzeichnete. 3:0 Bern, Pause. Kurz nach dieser Pause, in der 23. Minute, kassierte dann Samuel Kreis eine ziemlich unnötige Strafe. Er hatte unbedrängt die Scheibe aus dem Spielfeld befördert. Die Lions zogen ein gutes Powerplay auf und verkürzten zum 3:1, genau in dem Moment als Kreis aufs Eis zurückkehrte. Sekunden später konnten die Zürcher wieder in Überzahl agieren. Waltteri Merelä musste wegen Beinstellens auf die Strafbank. Dieses Mal überstanden die Berner die Strafe unbeschadet.

Die dritte Berner Sturmlinie – Sie wissen es, Marchon, Schild und Ritzmann – powerte unentwegt weiter und holte so auch die erste Überzahl für die Berner heraus. Was den Berner die Möglichkeit bot, das Spiel wieder in die Hand zu nehmen. Und noch mehr als das: Waltteri Merelä vollendete die Überzahl dann auch zum 4:1. Der Berner Simon Kindschi musste indessen Sekunden später auf die Strafbank, was den Zürchern wieder eine Überzahl bescherte.  Bern überstand zwar diese Unterzahl, dem geneigten Zuschauer war aber aufgefallen: Die Lions waren heute bisher fast nur in Überzahl einigermassen gefährlich. Berner Strafen sollten also vermieden werden.

Auch wenn sich die Zürcher gemäss Schussstatistik (16:13 für Bern nach 38 Minuten) gefangen hatten, so spielten sie bei Gleichstand nach wie vor zu umständlich und zu wenig gradlinig. Und sie kriegten die Berner dritte Linie – ja, Sie kennen Sie mittlerweile – nach wie vor nicht in Griff. Was den Zürchern wegen eines Fouls an eben dieser dritten Linie kurz vor Ende des zweiten Drittels vier Strafminuten eintrug. 4:1 Bern, Pause und zu Beginn des dritten Drittels dann 3:42 Minuten Berner Überzahl. Die Berner liessen diese Überzahl allerdings ungenutzt verstreichen, auch weil sie sich etwas zu komplizieret anstellten.

Die Zürcher ihrerseits hatten aufs dritte Drittel hin einen Gang höher geschaltet. Und dies zahlte sich dann in der 49. Minute auch aus. Yannick Zehnder hatte zum 4:2 verkürzen können. Den Berner Fans war in der Folge wohl schon etwas bange zumute. Insbesondere weil die Zürcher Sekunden später noch die Umrandung des Berner Gehäuses trafen. Was bis auf die Medientribüne zu hören war. Diese Berner Baisse dürfte den Berner Coach Jussi Tapola dazu bewogen haben, sein Timeout zu nehmen. „Es war ein taktisches Timeout, während dem der Coach uns aufzeigte, wie wir in den nächsten paar Minuten spielen sollen“, erklärte Thierry Schild nach dem Spiel des Trainers Ansage. Die wohl deutlichen Worte verfehlten ihre Wirkung letztendlich nicht.

Auch wenn Waltteri Merelä zum zweiten Mal an diesem Abend auf die Strafbank musste. Bern kämpfte in dieser Unterzahl aufopferungsvoll. Das Berner Publikum würdigte dies mit lauter werdenden Gesängen. „Es war von der ganzen Mannschaft riesig heute“, fasste Fabian Ritzmann die Partie des SCB zusammen. Und die Berner überstanden so auch diese Unterzahl schadlos. Gut drei Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit nahm dann der Zürcher Coach Marco Bayer sein Timeout – und seinen Torhüter vom Feld. Massnahme, die, wie so häufig, schief ging. Ramon Untersander schoss hinter dem eigenen Tor stehend das 5:2 ins verwaiste Zürcher Tor.

Damit war die Entscheidung gefallen. Auch wenn die Berner 1:47 Minuten vor Schluss wegen zu vielen Spielern auf dem Eis abermals in Unterzahl gerieten. Die Berner buchten heute Abend mit einer engagierten Leistung drei wichtige Punkte in Hinblick auf die direkte Playoff Qualifikation. Umso erfreulicher ist das, weil dieser Sieg gegen den nach Verlustpunkten in Tabellenführung liegenden ZSC gelang.

„In dieser Dreierkonstellation haben wir zum ersten Mal einen ganzen Match lang zusammen gespielt und es hat, so glaube ich, gut gepasst“, meinte ein höchst bescheidener Fabian Ritzmann nach dem Spiel. Die angesprochene Dreierkonstellation war die Sturmlinie um Fabian Ritzmann, Marc Marchon und Thierry Schild. Diese Linie buchte die ersten drei Berner Tore. Entsprechend glücklich zeigte sich auch der Doppeltorschütze Thierry Schild nach dem Spiel: „Es hat mit den zwei sehr guten Spielern sehr Spass gemacht zusammenzuspielen. Mit Speed und Energie. Ich glaube, wir haben ein ziemlich gutes Spiel gezeigt.“ Auch Schild zeigte sich damit als bescheidener Matchwinner.

Auf die gestrige Partie angesprochen meinte Schild kurz und knapp zusammengefasst: „Sicher wollten wir etwas wiedergutmachen, wollten den Fans etwas bieten.“ Thierry Schild ist dank seinem Nachbar zum Eishockey gekommen und „es bedeutet mir extrem viel, jetzt mit dem Bär auf dem Bauch zu spielen“. Er sei früher als grosser SCB-Fan auf der Stehrampe gestanden. Auf seine Idole angesprochen kommt seine Antwort sofort und glasklar: „Tristan!!“  Er habe noch ein Bild mit Tristan Scherwey, wo er, Thierry Schild, so klein sei (zeigt es an). Zusammen mit Thierry Schild, Tristan Scherwey und der ganzen Mannschaft hat auch Fabian Ritzmann die Zielsetzung des SC Bern für diese Saison klar definiert: „Das Ziel ist, direkt in die Playoffs zu kommen. Und von da aus geht’s dann weiter“. Die Berner Fans hoffen, dass „weiter“ sehr weit sein wird.

Der SCB liegt nach 46 Spielen nun mit 78 Punkten auf Rang 3 der National League. Die Berner haben damit 10 Punkte Vorsprung auf Platz 7 der Rangliste, auf dem aktuell Kloten, auch mit 46 Spielen, liegt. Die ersten sechs Ränge berechtigen zur direkten Playoff-Qualifikation. Beide Teams haben somit noch je sechs Spiele in der Qualifikation zu absolvieren. In zwei Wochen, am 15. Februar trifft der SCB zuhause auf Kloten. Aus heutiger Sicht ist es mathematisch möglich, dass der SCB dann die direkte Qualifikation für die Playoffs absichern kann. Doch bis dann ist nun Nationalmannschaftspause. Zeit für die verletzten und kranken Spieler, sich zu erholen.

Best players:
SC Bern: Thierry Schild
ZSC Lions: Sven Andrighetto

 

SC Bern – ZSC Lions 5:2 (3:0|1:1|1:1)

Tore:
1:0| 5.|Thierry Schild (Marchon)
2:0| 6.|Thierry Schild (Ritzmann) 
3:0| 16.|Marc Marchon (Forrer)
3:1| 25.|Sven Andrighetto (Frödén, Lehtonen)
4:1| 30.|Waltteri Merelä (Scherwey, Loeffel)
4:2| 49.|Yannick Zehnder (Lammikko, Frödén)
5:2| 57.|Ramon Untersander

 

 

 

Zuschauer:
16’531 Zuschauer
Postfinance Arena, Bern

Foto: justpictures.ch