Der SC Bern ist fast für die Playoffs qualifiziert

von 16.Februar 2025National League

Würde der SCB heute nach dem Spiel in der Tabelle grün erscheinen und damit die Playoffqualifikation sicherstellen? Dafür brauchte es einen Sieg in der Partie gegen die Flughafenstädter aus Kloten. Auf Seiten der Berner spielte der schwedische Verteidiger Hardy Häman Aktell (Bild) seine erste Partie in der heimischen Arena.

In der ersten Minute schnürten die Berner die Klotener in deren Verteidigungszone ein. Und deuteten damit ihren Siegeswillen an. Dann liefen die Berner aber in einen Klotener Konter rein. Pontus Aberg eröffnete das Score zugunsten des EHC Kloten. Unbeirrt durch diesen frühen Rückstand powerte der SCB weiter und belagerte die Zürcher Verteidigungszone schon fast dauerhaft. Der Ausgleich schien eine Frage der Zeit zu sein. Obwohl auch Kloten mit Kontern immer mal wieder gefährlich war.

Die Berner Überlegenheit dauerte an. „Wir haben uns heute einen guten Start vorgenommen. Und dies vor allem nach gestern, als wir den Spielbeginn verschlafen haben“, meinte Marco Lehmann nach dem Spiel. Einzig das Tor fiel vorderhand nicht. In der 16. Minute konnte Kloten erstmals an diesem Abend in Überzahl spielen, wobei es zunächst zu einer riesigen Chance für den SCB kam. Die Berner zogen zu zweit gegen einen Klotener, vergaben die Chance aber leichtfertig. Oder vielleicht müsste man auch sagen kläglich. Und wie sagte Beni Thurnherr doch immer? Machst du keins, kriegst zu eins. Genau so war es dann auch. Kloten erhöhte auf 0:2. Und so endete das erste Drittel mit einer Klotener Führung, obwohl der SC Bern deutlich häufiger die Scheibe hatte, deutlich öfter vor dem gegnerischen Tor auftauchte und zu diesem Zeitpunkt auch doppelt so viele Torabschlüsse verzeichnete. Aber so ist das eben. 0:2. Pause.

Anzumerken zum ersten Drittel ist noch, dass Kloten 15 Sekunden vor dessen Schluss noch in Unterzahl geriet. Strafe, welche die Berner dann ungenutzt verstreichen liessen. Sie kamen auch kaum zu Chancen bzw. Abschlüssen. Auch wirkte Bern zu Beginn dieses zweiten Drittels unkonzentriert und fahrig. Und liess den Klotenern entsprechende Freiräume. Einen solchen nutzte Daniel Audette in der 25. Minute zum 0:3.

Die Einwohner von Stettlen, einem Berner Vorort, hatten bei einem Berner Lokalradio in einem Wettbewerb Eintritte an die heutige Partie gewonnen. Womit Bruno Schmidtke, der damals noch Rohrbach hiess, rund 20 Jahre nach seiner Tätigkeit als Masseur beim SCB auch wieder mal einer Partie in der Postfinance Arena beiwohnte. Der Spielverlauf dürfte auch ihn nicht von den Sitzen gerissen haben. Wobei die Einwohnerinnen und Einwohner von Stettlen heute Abend sowieso nicht von den Sitzen gerissen werden konnten. Hatten sie doch Stehplätze gewonnen.  „Zum Davonlaufen“, quittierte Schmidtke per Whatsapp den 0:3 Spielstand, womit er zu diesem Zeitpunkt durchaus richtig lag.

Die Berner kamen weiterhin zu Chancen und führten auch immer noch in der Torschussstatistik. Damit kann man sich selbstredend nichts kaufen. In der 35. Minute erzielte der SC Bern dann – endlich, war man versucht zu sagen – sein erstes Tor. Der neue schwedische SCB Verteidiger Hardy Häman Aktell hatte von der blauen Linie geschossen und Marco Lehmann vor dem Tor noch abgelenkt. Sekunden später – 8, um genau zu sein – verkürzten die Berner dann zum viel umjubelten 2:3. Auch dieses Mal war es ein Schluss von der blauen Linie. Dieses Mal traf Romain Loeffel allerdings ohne dass sein Schuss abgelenkt worden wäre. „Endlich!!!!!!“, so Schmidtkes Reaktion von ganz oben auf der Stehplatzrampe.

Hardy Häman Aktell lernte wenig später auch die Berner Strafbank kennen. Und dies wegen einer Spielverzögerung. Deutlich über seinem Kopf hatte er eine Scheibe aus dem eigenen Verteidigungsdrittel weggeschlagen, diese aber aus dem Feld raus befördert. Was eben zu einer Strafe wegen Spielverzögerung führt. Die Berner überstanden diese Strafe unbeschadet. Um in der Tabelle grün zu werden und die direkte Berner Qualifikation für die Playoffs zu schaffen, bedurfte es im dritten Drittel einer Steigerung. Die Berner Angriffsbemühungen wurden indessen gebremst, weil Marc Marchon eine Zweiminutenstrafe wegen Bandenchecks erhielt. Auch diese Unterzahl überstanden die Berner aber ohne Schaden.

Auch in der Folge waren die Berner überlegen und kamen zu Chancen. Wären sie zu diesem Zeitpunkt in Führung gelegen, hätte man von einer gelungenen Spielkontrolle schreiben können. So aber mussten sich die Berner mangelnde Effizienz vorwerfen lassen. Vier Minuten vor Ablauf der regulären 60 Minuten eröffnete sich den Berner eine weitere Möglichkeit, in Überzahl zu agieren. Jussi Tapola, der Berner Coach, nahm sein Timeout. Und dürfte seinen Spielern auch mitgegeben haben, wann er den Torhüter vom Feld zu nehmen gedenkt. Nämlich sofort. Der SCB setzte sich mit 6 gegen 4 Feldspielern im gegnerischen Verteidigungsdrittel fest und konnte tatsächlich den, auch hier viel umjubelten Ausgleich erzielen. Austin Czarnik, der Postfinance Topscorer, hatte getroffen.

In den letzten 30 Sekunden der regulären Spielzeit kamen die Berner noch zu einigen Chancen. Trotzdem ging die Partie in die Verlängerung. Eine Partie, welche die Berner eigentlich deutlich zu ihren Gunsten hätten entscheiden müssen. Das Torschussverhältnis nach 60 Minuten von 34 zu 18 zu Gunsten des SCB ist nur ein Beleg für die vorstehende Bemerkung. Ein Spiel  mit einer solchen Schussstatistik müsste man eigentlich gewinnen, so die Frage an den Berner Stürmer Marco Lehmann: „Ja, gemäss Statistik eigentlich schon. Wir haben zu einfach Tore zugelassen und unsere Chancen nicht gemacht und dann kommt es halt so raus.“

12 Verlängerungen hatten die Berner bisher verloren, nur deren drei gewonnen. Heute kam die 13. Niederlage nach Verlängerung dazu. Daniel Audette hatte für die Klotener auf Zuspiel Pontus Abergs getroffen. Die Verlängerungsstatistik ist extrem schlecht. Dazu nochmal Marco Lehmann: *Ich weiss auch nicht woran es liegt, vielleicht getrauen wir uns zu wenig. Wir nehmen irgendwie kein Risiko. Manchmal etwas mehr Risiko zu nehmen würde vielleicht helfen.“ Eishockey-online.ch stellte dem Berner Coach Jussi Tapola die Frage, was man tun könne, um Verlängerungen zu gewinnen. Dieser antwortete mit einem verschmitzten Lächeln: „Gute Frage. Ich weiss nicht, vielleicht hat ein anderer eine bessere Antwort.“

Nach kurzem Überlegen hatte der Coach dann aber eine adäquate Antwort parat. „In der Verlängerung spielt man 3 gegen 3 und es geht nur 5 Minuten. Ich glaube, kein Team trainiert das viel. Trotzdem müssen wir da besser werden“. Wer weiss, vielleicht findet sich im Stadion vor der nächsten Verlängerung jemand, der sachdienliche Hinweise geben kann, wie man Verlängerungen gewinnt.

Dann wird der SC Bern sicherlich definitiv grün in der Tabelle erscheinen. Denn vier Spiele vor Schluss der regular Season hat Bern 12 Punkte Vorsprung auf Platz 7, der dann eben nicht mehr für die direkte Playoffqualifikation reicht. In Bern darf die Vorbereitung für die Playoffs beginnen.  

Best players:
SC Bern: Marco Lehmann
EHC Kloten: Daniel Audette

 

SC Bern – EHC Kloten 3:4 nV (0:2|2:1|1:0; 0:1)

Tore:
0:1|2.|Pontus Aberg (Ramel, Schreiber)
0:2|17.| Keanu Derungs (Morley, Oiamäki)
0:3| 25.|Damiel Audette (Niku, Oiamäki)
1:3| 35.|Marco Lehmann (Häman Aktel, Czarnik)
2:3| 35.|Romain Loeffeli (Nemeth, Ritzmann)
3:3| 58.|Austin Czarnik (Merelä, Ejdsell)
3:4| 64.|Daniel Audette (Aberg) 

 

 

 

Zuschauer:
16’422 Zuschauer
Postfinance Arena, Bern

Foto: justpictures.ch