
Ein Hauch Playoff in der ausverkauften Postfinance Arena
Der Dritte gegen den Fünften der National League Tabelle. Bern gegen Davos. Ramon Untersander vom SCB hat gestern gegen Ajoie sein 500. Spiel für den SCB bestritten, wofür ihm gratuliert wurde. Miro Aaltonen spielte heute seine erste Partie vor heimischen Publikum. Und auf Davoser Seite bestritt Andres Ambühl, auf dem Bild in Aktion, vielleicht seine letzte Partie in der Postfinance Arena.
Andres Ambühl wird Ende Saison seine herausragende Karriere beenden. Insofern könnte es heute Ambühls letzte Partie in der Postfinance Arena gewesen sein. Könnte, denn eine Paarung SCB gegen Davos ist für die Viertelfinals immer noch möglich. Bern legte dann aber los wie die Feuerwehr. In der dritten Minuten kam Marc Marchon unverhofft zur Scheibe. Davos hatte einen krassen Fehler im Aufbauspiel begangen. Und Marc Marchon traf denn auch zum 1:0.
Der Berner Stadionspeaker hatte diesen ersten Treffer noch nicht zu Ende erläutert, schon erzielte Bern, genau 20 Sekunden später, das 2:0. Dieses Mal hatte Miro Aaltonen getroffen. Anzumerken bleibt, dass Waltteri Merelä zweimal hintereinander einen magistralen Pass gespielt hatte. Nur wenige Augenblicke später, in der sechsten Minute, trafen die Hausherren schon wieder. Simon Moser hatte, am Boden liegend, das 3:0 erzielt. Der Davoser Torhüter Sandro Aeschlimann hatte schon jetzt genug gesehen. Er überliess seinen Platz Luca Holenstein. Obwohl man sagen muss, dass sich Sandro Aeschlimann bei den ersten drei Berner Toren nicht wirklich etwas vorwerfen lassen musste.
Bern war hellwach und deutlich besser als die gesamte Davoser Mannschaft. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bern den diesjährigen Davos Fluch eigentlich schon überwunden. Die drei ersten Partien dieser Saison gegen Davos hatten die Berner verloren. Die neue 2. Berner Linie um Marc Marchon, Miro Aaltonen und Waltteri Merelä hatte entscheidenden Anteil am guten Berner Start, konnten sie doch anlässlich der ersten drei Tore fünf Scorerpunkte sammeln. Der SCB-Zuzug Miro Aaltonen ist ein wichtiger Spieler für den Erfolg dieser Linie. „Ich kenne ihn schon von Kloten her, Merelä kennt ihn aus der finnischen Nationalmannschaft. Wir verstehen uns gut und es ist schön, wenn die Tore grad so reinfallen“, bilanzierte ein erfreuter Marc Marchon auf den Aaltonen angesprochen.
Bern hielt die Intensität nach wie vor hoch. „Spielen wir schon Playoff“, so die rhetorische Frage eines Journalisten auf der Medientribüne. Frage, die durchaus angebracht war. Und kurze Zeit später wurde eine Info eingespielt, welche die Intensität dokumentiert. Tristan Scherwey war mit 32.8 km/h gemessen worden. Davoser Tempi wurden zwar nicht kommuniziert. Bauchgefühl und Zwischenstand waren allerdings klar: Bern überforderte seinen Gegner mit Intensität und Tempo.
Der Berner Torhüter Adam Reideborn verbrachte bis zu diesem Zeitpunkt einen höchst geruhsamen Abend. Davoser Angriffe wurden entweder im Keim erstickt oder von der Berner Defensive geschickt in die ungefährlichen Ecken des Spielfelds gelenkt.“Stöht uf we dir Bärner syt“, kurz vor Ende des ersten Drittels feierte das Berner Publikum sein Team. „so etwas hatten wir noch nie, schon nach nur 20 Minuten“, meinte derselbe Journalist auf der Medientribüne, bevor auch er zum Pausenkaffee aufbrach. „Nach so einem Start ist das Publikum immer da. Als Spieler kriege ich das auch immer mit,“ bestätigte Ramon Untersander, dass auch Spieler die Freude der Fans dankbar zur Kenntnis nehmen.
Ab den ersten Minuten des zweiten Drittels kamen die Davoser besser ins Spiel. Vorderhand ohne zählbaren Erfolg. Allerdings konnte man sich des Gefühls nicht erwehren, dass Davos bald mal ein erstes Tor erzielen würde. Bis anhin hielt Adam Reideborn das Berner Tor aber geschlossen. „Adam hat einen sensationellen Match gemacht und hielt uns so im Spiel“, zollte Ramon Untersander seinem Torhüter Respekt. Adam Reideborn, der seines Shutouts wegen zum best player seines Teams gewählt wurde.
Bern war nicht mehr so überlegen wie im ersten Drittel. Und dann kam es zu einer interessanten Szene, die unsere Regelkenntnisse zunächst überfordert hat. Das Tor der Davoser war aus den Angeln gehoben worden, die Schiedsrichter liessen die Partie allerdings weiterlaufen, obwohl sie das gesehen hatten. Ganz offensichtlich verstanden auch die Spieler diese Regelinterpretation nicht. Plötzlich ersetzte Davos seinen Torhüter noch durch einen sechsten Feldspieler. Und irgendwann unterbrachen die Schiedsrichter die Partie dann doch noch.
Das zweite Drittel neigte sich torlos dem Ende zu. Davos war zwar aufgewacht, hatte aber kein Tor erzielt und auf Berner Seite hätte man auch feststellen können, dass man die Partie kontrolliert habe. „Wenn’s ein Tor gegeben hätte und ihr hättet es verpasst, wäre das absolut kein Problem gewesen“. Des Stadionspeakers Pauseneinleitung mit den vielen Konjunktiven fassten das zweite Drittel völlig zutreffend zusammen.
Die Szene mit dem verschobenen Tor wurde in der zweiten Drittelspause dann doch noch geklärt. Der Berner Thierry Schild hatte das Davoser Tor aus den Angeln gehoben und verschoben. In so einem Fall läuft die Partie weiter, solange Davos im Schiebenbesitz ist. Sobald dann Bern wieder an die Scheibe kommt, wird die Partie unterbrochen. Was auch erklärt, weshalb Davos seinen Torhüter durch einen sechsten Feldspieler ersetzt hatte. Diese Regel ist aber entweder neu oder dann kommt sie selten zur Anwendung. Denn sogar Eishockey-Profis scheinen sie nicht zu kennen.
Das Spiel plätscherte im dritten Drittel ähnlich wie im Zweiten dahin, bis sich Thierry Schild ein Herz fasste, einen Schuss abgab und das siegsichernde 4:0 erzielen konnte. In der Tat verliefen die letzten Minuten eher ereignislos. Mit Ausnahme des Umstandes, dass sich der Berner Torhüter Adam Reideborn immer wieder auszeichnen und so auf sein Shutout zusteuern konnte. 4:0. Fertig! In der ausverkauften Postfinance Arena ertönten höchst zufriedene, laute und lange anhaltende Fangesänge!
Ein Hauch von Playoff? So die Frage an den für seine 500 SCB-Spiele geehrten Ramon Untersander. „Ja, sicher, es besteht ja die Chance, dass wir in den Playoff Viertelfinals auf Davos treffen. Insofern spürte man heute, dass beide Teams Signale senden wollten.“ Verschiedene Journalisten versuchten nach der Partie von den Berner Spielern zu erfahren, wen man denn gerne in den Playoff Viertelfinals als Gegner haben würde. Stellvertretend für alle Antworten steht hier Joel Vermins äusserst diplomatische Antwort. „Die berühmt berüchtigte Frage. Es kommt wie es kommt. Wenn du Meister werden willst, musst du jeden sachlagen. Von dem her wehre ich diese Frage gekonnt ab.“ Recht hat er!
Best players:
SC Bern: Adam Reideborn
HC Davos: Simon Ryfors
SC Bern – HC Davos 4:0 (3:0| 0:0 |1:0)
Tore:
1:0 |3.|Marc Marchon (Untersander, Merelä)
2:0 |4.|Miro Aaltonen (Merelä, Marchon)
3:0| 6.|Simon Moser (Untersander, Schild)
4:0| 48.|Thierry Schild
Zuschauer:
17’031 Zuschauer (ausverkauft)
Postfinance Arena, Bern
Foto: justpictures.ch