Der SCB ändert die Aufstellung und bleibt in der Serie

von 23.März 2025National League

Zu Spielbeginn herrschten noch Temperaturen von deutlich über 12 Grad. Der Frühling zeigt seine Vorboten Ob auch der SCB einen neuen Frühling erleben würde? Die Antwort ist: Ja! Bern war heute insgesamt das bessere Team und gewann schliesslich acht Sekunden vor Ende der ersten Verlängerung. Dank einem Schuss von Hardy Häman-Aktell (Foto), was die Geschichte des Spiels noch einmal um einen Höhepunkt anreichert.

Was wohl auf breiter Front, auch von unserer Redaktion, gefordert worden sein dürfte, ist heute eingetreten. Der Berner Coach Jussi Tapola hat auf den 1:3 Rückstand in der Serie gegen Fribourg Gottéron reagiert. Und im Berner Tor Philip Wüthrich gebracht. Damit wurde für das weitere Line Up eine Ausländerlizenz frei. Diese Lizenz nutzte Tapola für Hardy Häman Aktell, der die dritte Verteidigungslinie stabilisieren sollte. Und Häman-Aktell erledigte diesen, seinen Job einerseits souverän und am Schluss war er es, der den entscheidenden Schuss von der blauen Linie abgab, den Waltteri Merelä zum 3:2 Sieg Berns ins Tor ablenkte.

„Wenn du einen ausländischen Goali hast, dann spielt das für die Aufstellung eine Rolle“, bestätigte Jussi Tapola seinen heutigen, letztlich äusserst erfolgreichen Entscheid, auf Philip Wüthrich im Tor zu setzen. Wüthrich, der eine ausgezeichnete Partie spielte und sein Team immer wieder mit guten Paraden im Spiel hielt.

„Es ist wichtig, in diesen Matches Spieler ohne Nerven zu haben, die ein gutes Spiel abliefern können, wenn der Druck hoch ist“, meinte Tapola auf den entscheidenden Schuss von Häman-Aktell angesprochen. Bern legte entschlossen los. Auch  furios startete das Berner Publikum. So forderten die Stehplatzzuschauern schon unüblich früh, nach nur vier Minuten „stöht uf we dir Bärner syt“. Während des gesamten Spiels lieferten sich die beiden Trainer, Jussi Tapola und Lars Leuenberger ein Coaching Duell. Tapolas Idee war es , seine zweite Sturmlinie rund um Ejdsell, aaltonen und Topscorer Merelä gegen Freiburgs erste Linie – Wallmark, Sörensen, Schmid) laufen zu lassen. Wir können es vorweg nehmen, Tapola hat das Coaching Duell gewonnen, auch wenn der Freiburger Trainer Lars Leuenberger immer wieder Möglichkeiten suchte, diese Konstellation auszuweichen.

Zur Erklärung sei noch hinzugefügt, dass es für den Heim-Coach einfacher ist, solche Duelle zu gewinnen. Denn die Regel sieht vor, dass das Heimteam bei Unterbrüchen als zweites die Spieler einwechseln darf. Und damit die Möglichkeit hat, auf des Gegners Einwechslungen zu reagieren. In der 9. Minute wanderte mit Daniel Ljiunggren erstmals ein Freiburger auf die Strafbank. Bern allerdings beraubte sich gleich selbst dieses Vorteils. Wegen zu vielen Spielern auf dem Eis kassierten die Berner eine Strafe. Fortan spielten also vier gegen vier Feldspieler, was der SCB aber gleich auszunutzen wusste. Marco Lehmann fuhr in der ihm eigenen Schnelligkeit hinters gegnerische Tor, bediente dort Benjamin Baumgartner, der zum 1:0 einnetzen konnte.

Bern spielte in diesem ersten Drittel deutlich besser als Freiburg und auch deutlich besser als bisher in der Serie. Nach dem Führungstreffer hatten noch Merelä – in Unterzahl – und Marco Lehmann zwei grosse Chancen, als sie alleine gegen der Freiburger Torhüter losziehen konnten. Durch das Berner Team schien ein Ruck gegangen zu sein. Jeder sprintete für jeden und wenn einer mal einen Fehler beging, war ein anderer da, um diesen auszubügeln.

Doch 8 Sekunden vor Drittelsende herrschte ein Durcheinander vor dem Berner Tor. Die Scheibe prallte von hoch oben an der Plexiglasscheibe hinter dem Tor wieder vors selbiges und Linden Vey konnte die Partie ausgleichen. Trotzdem: der Berner Weg stimmte . Entsprechend positiv waren die Berner Fans gestimmt. Das Schussverhältnis von 12 zu 6 zu Gunsten der Berner im ersten Drittel war ein Beleg für die Richtigkeit dieser Zuversicht.

Ein weiteres Berner Powerplay zu Spielmitte endete erfolglos. Bis dahin hatte sich die Partie im zweiten Drittel etwas ausgeglichen. Und kaum waren diese Zeilen geschrieben, nahmen die Berner das Heft wieder in die Hand. Und sie kamen auch zu einigen Chancen. Einzig die bisherige Schwäche in den Playoffs blieb vorderhand. Die Chancenauswertung war nach wie vor deutlich zu schlecht. Und anderseits lief Bern in der 39. Minute in einen Freiburger Konter. Marcus Sörensen zog alleine auf den Berner Torhüter Philip Wüthrich zu und konnte den 1:2 Führungstreffer erzielen. Die Stimmung in der Postfinance Arena war grad etwas gebrochen. Und einige konstatierten, was für die gesamte Serie bisher gilt. Gottéron nutzt seine Chancen äusserst effizient.

Die Meinung im Medienraum in der zweiten Pause war unter den Fachexperten klar! Bern spielt aktuell besser, braucht aber bis spätestens der 50. Minute den Ausgleich. In der 50. Sekunde des dritten Drittels wurde der Ausgleich durch Miro Aaltonen bereits Realität. Eine Minute vor Ende der regulären Spielzeit war allen im Stadion klar: derjenige, der das nächste Tor erzielt, gewinnt die Partie. Und wie schon zweimal in dieser Serie, ging es in die Verlängerung. Aufgrund des bisher gezeigten müsste der SCB den Match gewinnen. Auch heute hatte Bern mit 26:18 mehr Torschüsse. Und man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Berner über die grösseren Kraftreserven als Gottéron verfügten.

Die Spannung vor Beginn der Verlängerung war gross in der Postfinance Arena. Und im Gegensatz zum bisherigen Spielverlauf kam Gottéron vifer aus der Kabine. Das lag insbesondere an Freiburgs Top-Sturmlinie um Sörensen, Schmid und Wallmark, die vom Coach Lars Leuenberger auch forciert wurde. Allmählich waren allerdings beidseits Müdigkeitssymptome sichtbar. Womit die Torhüter vermehrt in den Fokus rückten. Wie zum Beispiel Philip Wüthrich, der die Seinen mit mehreren Big Safe im Rennen hielt.

Auf der anderen Seite zeichnete sich auch Reto Berra mit mehreren Big Safes aus. Beide Teams kamen im ersten Drittel der Verlängerung zu guten Chancen. Und beide Torhüter hielten vorderhand alle Schüsse, die es zu halten gab. Für grosse Emotionen sorgte dann Julien Sprungs Check gegen der Kopf von Berns Waltteri Merelä. Der Check wurde auf der Grossleinwand gezeigt und diese Wiederholung offenbarte deutlich, dass man dieses Foul hätte pfeifen müssen. Den Schiedsrichtern war es entgangen.

Die Stimmung in der Postfinance Arena kochte dann endgültig über als Sörensen gegen den Berner Torhüter Wüthrich lief und der Schiedsrichter Häman Aktells jetzt nicht wirklich eindeutig regelwidrige Intervention als Foul taxierte und den Freiburgen damit eine Überzahl bescherte. Ein in der Tat sehr hartes Verdikt. Bern überstand die Unterzahl aber schadlos. Und kurz nachdem wieder Vollbestand der Kräfte herrschte, schickten die Schiedsrichter Christoph Bertschy auf die Strafbank. Auch diese Strafe muss man nicht zwingend geben.

Ganz genau 8,8 Sekunden vor Ende der ersten Verlängerung, und eben nach wie vor in Überzahl, erzielte Waltteri Merelä das viel umjubelte 3:2 für den SCB. Vorher hatte Hardy Häman Aktell von der blauen Linie geschossen. „This game and the previous game we kind of dominated the game, we just need to score the goals“, so die höchst zutreffende Zusammenfassung des aktuellen Postfinance Topscorer Waltteri Merelä. Oder zu deutsch: Bern hat die beiden letzten Spiele dominiert, müssten aber deutlich mehr Tore erzielen.

Merelä bestätigte damit einen Zuschauer, der vor der Verlängerung noch meinte: „Bern spielt gut, aber mehr ist offenbar nicht möglich“. Beide haben sich in einem Punkt getäuscht. Heute war mehr möglich, die Serie geht weiter. „Die Strafe wo sie gnommen hab’n, des hammer dann eiskalt ausgnutzt in der Overtime“, meinte Benjamin Baumgartner in seinem wunderbaren österreichischen Akzent. Und bestätigte damit, dass mehr möglich ist, auch am nächsten Montag in Freiburg.

Oder um’s nochmal mit Benjamin Baumgartner zu sagen; „Im Abschuss können mer noch a bissi mehr Tore machen, aber i glaub des kommt“. Bern kann die Serie noch drehen. Und wir bleiben selbstverständlich weiterhin an der Serie dran.

Best Player
SC Bern: Benjamin Baumgartner
Gottéron: Marcus Sörensen

 

SC Bern – HC Fribourg Gottéron 3:2 nV (1:1 |0:1| 1:0| 1:0)
Stand in der Serie: 2:3 Gottéron 

Tore:
1:0| 10.| Benjamin Baumgartner (Lehmann)
1:1| 20.| Linden Vey (Lilja)
1:2| 39.| Marcus Sörensen (Wallmark)
2:2| 41.| Miro Aaltonen (Ejdsell)
3:2 |80.| Waltteri Merelä (Häman-Aktell, Aaltonen)

Zuschauer:
17’031 Zuschauer (ausverkauft)
Postfinance Arena, Bern

Foto: justpictures.ch

Bereits für die Playoff Halbfinals qualifiziert sind Davos und die ZSC Lions. In der Serie zwischen Lausanne und den Langnau Tigers kommt es morgen in Langnau zur sechsten Partie. Hier führt Lausanne mit 3:2.