Rang 3 und zwei Wochen Pause für den SCB

von 2.März 2025National League

Die letzte Runde der Regular Season versprach Spannung. Auch wenn die ersten fünf Playoff sowie mit Ajoie und Lugano die beiden Playout Teilnehmer schon feststanden, gab es heute Abend schon noch die eine oder andere Entscheidung zu fällen. Zwischen den Rängen 2 und 5 war noch alles möglich. Und auch wer in die Play-ins kommt, entschied sich heute Abend. Bern sicherte sich den dritten Rang und trifft in den Playoff Viertelfinals auf Gottéron.

Die ausverkaufte Postfinance Arena wartete gespannt auf den Beginn des Spiels.  Nach dem enttäuschenden Auftritt am Donnerstag in Ambri wollte man wieder auf die Siegerstrasse zurückkehren, was Tristan Scherwey  (Bild) folgendermassen kommentierte: „Es war ganz klar zu wenig, was wir in Ambri gezeigt haben. Jeder einzelne wusste das, Und ich denke, es war heute eine gute Reaktion.“

Es ging für Servette am heutigen Abend um viel. Um die Frage: Ferien oder nicht. Saisonende oder Play-Ins. Die ersten fünf Minuten verliefen einigermassen ereignislos. Danach wurde Marc Marchon auf die Strafbank geschickt, was den Genfern die erste Überzahlsituation ermöglichte. Servette liess die Scheibe gefällig in den eigenen Reihen zirkulieren. Dies lag aber eher am mittelmässigen Berner Boxplay. Und als die Berner die Scheibe dann aus dem eigenen Drittel befördern konnten, zeigten sich die Limiten der Genfer. Denn diese schafften es nicht, noch einmal ein Powerplay zu installieren.

In der 11. Minute trafen die Genfer ein erstes Mal den Aussenpfosten, wobei diese Chance nicht das Abbild einer Überlegenheit gewesen wäre. Bern hatte nach wie vor mehr vom Spiel, allerdings ohne selber extrem gefährlich zu werden. Drei Minuten später musste der erste Genfer in die Kühlbox und Bern konnte in Überzahl spielen. Das Berner Powerplay war im Vergleich zu jenem von Genf auch ein Abbild der unterschiedlichen Tabellensituation. Der SCB versteht es, das Powerplay rasch zu installieren und die Scheibe zirkulieren zu lassen. Aber auch die Berner kamen nicht zu wirklich zwingenden Chancen.

Der eine Journalist auf der Tribüne hatte bereits von einem torlosen Drittel geschrieben, da leisteten sich die Genfer einen riesigen Fehler in der Verteidigung. Bern profitierte und ging durch Waltteri Merelä 1:0 in Führung. Vier Sekunden vor Drittelsende. Eine durchaus verdiente Führung. Die Live-Tabelle nach dem ersten Drittel sah Lausanne, ZSC, Bern, Zug, Davos und Freiburg in den Playoffs, Kloten, Ambri, Langnau und Genf in den Play-Ins. Für Rapperswil und Biel wäre die Saison zu diesem Zeitpunkt zu Ende gewesen. Zu Beginn des zweiten Drittels zwang Simon Moser den Genfer Torhüter Robert Mayer zu einer guten Parade. Ansonsten hatte sich an der Physionomie des Spiels nicht viel geändert. Bern war überlegen, ohne aber bisher die grosse Gefahr vor Genfer Tor zu bringen.

In der 28. Minute konnte der SCB dank Benjamin Baumgartner auf 2:0 erhöhen. „Das war ein wichtiger Treffer, der Ruhe gebracht hat,“ meinte der Torschütze nach dem Spiel. Auch dieses Tor war verdient und eine Folge der Berner Überlegenheit. Zu allem Überfluss – aus Genfer Sicht – kassierte Servette kurz danach noch eine Strafe. Dieses Mal konnte Bern seine Überlegenheit im Überzahlspiel darlegen. Ein wunderschönes Durchspiel  führte zum 3:0 durch Wallteri Merelä.  Auch in dieser Höhe war die Führung der Berner verdient. 

Wie sich selbst der Genfer Postfinance Topscorer teilweise die Scheibe abnehmen liess, war sinnbildlich für deren Tabellensituation. Wobei Genf kurz nach Spielhälfte dank den Resultaten in den anderen Stadien immer noch in den Play-ins war. Und dies obwohl im Berner Stadion zu diesem Zeitpunkt niemand mehr an eine Genfer Wende glauben konnte. Zu klar war die Berner Überlegenheit. Und weiter ging’s für den SCB. In der 36. Minute schloss Marc Marchon einen subtilen Pass Miro Aaltonens mit einem Hocheckschuss zum 4:0 ab.

An diesem Abend hatten die Einwohner von Kehrsatz  500 Tickets eines Berner Lokalradios gewonnen. Unter den Kehrsatzer Zuschauerinnen und Zuschauern befand sich auch die aus Genf stammende Stéphanie Schneider-Riehle. Auf ihre Präferenz vor dem Spiel angesprochen, antwortete sie sybillinisch: „Je ne peux que gangner“. Und dokumentierte damit, dass man durchaus auch zwei Herzen in der Brust haben kann. Was den Vorteil mit sich bringt, dass man so oder anders zufrieden nach Hause gehen kann. Inzwischen war auch das zweite Drittel zu Ende. Die Blitztabelle zeigte das gleiche Bild. Lausanne, ZSC, Bern, Zug, Davos und Freiburg in den Playoffs, Kloten, Langnau, Ambri und Genf in den Play-Ins. Dem konzentrierten Leser bzw. Leserin wird aufgefallen sein, dass lediglich Langnau und Ambri die Ränge getauscht hatten.

Zu Beginn des dritten Drittels konnte Servette wieder in Überzahl agieren, was allerdings auch da nicht zum Erfolg führte. Philip Wüthrich, der in der Gemeinde Köniz aufgewachsene Torhüter des SCB, hielt nach wie vor die Null und damit sein Shutout. Auch die nächste Strafe überstanden die Berner schadlos. Wobei es vor Ablauf dieser Strafe zu einer weiteren Bevölkerung der Strafbank kam. Da allerdings je ein Spieler bestraft wurde, änderte das an der Genfer Überzahl nichts. Und auch an der Genfer Torlosigkeit änderte sich vorderhand nichts.

2 Minuten plus 10 Minuten plus Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Markus Granlund. Und alle Strafen wegen unsportlichem Verhalten. Der Frust des Finnen in Genfer Diensten musste gross sein. Anders lässt sich nicht erklären, dass man gleich drei Strafen für das gleiche Vergehen erhält. Wobei ein nicht enden wollendes unsportliches Verhalten geahndet worden war. Oder um es anders zu sagen: Granlund war grad nicht mehr zu beruhigen. In der 52. Minute konnten die Genfer durch Michael Loosli dann doch noch ihr erstes Tor des Abends erzielen. Der Genfer Coach Yannick Treille nahm in der Folge schon sechs Minuten vor Schluss sein Timeout und den Torhüter vom Feld. Was nur 14 Sekunden später zum Berner 5:1 führte. Und damit das Spiel endgültig entschied. 

Auf das heutige Spiel hatte dieses Tor selbstredend keinen wesentlichen Einfluss. Auf die Genfs Tabellenlage hatte allerdings ein Resultat in einem anderen Stadion eminenten Einfluss. Was übrigens das frühe Rausnehmen des Torhüters erklärte. Die Rapperswil Jona Lakers waren in Davos in Führung gegangen und hatten das Spiel gewonnen. Und hatten damit Genf definitiv unter den Strich und in die Ferien geschickt. Der SCB Stürmer Tristan Scherwey bilanzierte nach dem Spiel entsprechend zufrieden: „ja, ich denke, es war ein verdienter Sieg.  Wir wollten heute Abend eine Reaktion zeigen und spielten einen sehr soliden Match.“

In den Playoffs trifft der SC Bern nun auf Fribourg Gottéron, es kommt also zum Zähringer Derby. „jede Serie wird sehr spannend sein“, ist Scherwey überzeugt, ohne dabei auf den feststehenden Gegner einzugehen. Nun gilt es für Bern, sich auf den Playoff Viertelfinal zu fokussieren. Dass dieser wegen der Play-ins erst in knapp zwei Wochen beginnt und dass der SCB nun deswegen eine längere Pause hat, spielt für Tristan Scherwey keine Rolle. „Wenn du spielst, bis du in diesem Modus drin und wenn du nicht spielst, kannst du einfach dankbar sein. Und du kannst stolz sein auf das, was du in der ganzen Saison geleistet hast. Wir werden gut trainieren und dann bereit sein.“

Soweit voraus hatte Benjamin Baumgartner noch nicht gedacht, wie er in seinem wunderbaren österreichischen Akzent erklärte: „I hab no gar ned drüber nachdacht. I bin erstmal froh, dass wir des Spiel gwonnen haben und dasmer paar Täg frei haben.“ Und da auch der Viertelfinalgegner Gottéron Pause hat, spielt diese auch nicht wirklich eine Rolle.

Best players:
SC Bern: Philip Wüthrich
Servette: Josh Jooris

 

SC Bern – Genève-Servette HC 5:1  (1:0| 3:0 |1:1)

Tore:
1:0 |20.| Waltteri Merelä
2:0 |28.| Benjamnin Baumgartner (Loeffel)
3:0| 29.| Waltteri Merelä (Czarnik, Loeffel)
4:0| 36.| Marc Marchon (Aaltonen, Merelä)
4:1| 52.| Michael Loosli  (Jooris, Hischier)
5:1| 55| Austin Czarnik (Nemeth)

Zuschauer:
17’031 Zuschauer (ausverkauft)
Postfinance Arena, Bern

Die Qualifikation ist nun vorbei und die Tabelle präsentiert sich folgendermassen:

  1. Lausanne 97 P.
  2. ZSC 93 P
  3. Bern 91 P.
  4. Zug 88 P.
  5. Davos 86 P.
  6. Gottéron 83 P.
  7. Kloten 79 P.
  8. SCL Tigers 75 P.
  9. Rapperswil Jona Lakers 73 P.
  10. Ambri 73 P.
  11. Biel 71 P.
  12. Genf 71 P.
  13. Lugano 66 P.
  14. Ajoie 46 P.

Damit stehen vorerst die folgenden Playoff Partien fest:

  • Bern – Fribourg Gottéron (Rang 3 vs. 6)
  • Zug – Davos (Rang 4 vs. 5)

Und mit den sogenannten Play-ins werden die Gegner der erst- und zweitplatzierten der Tabelle ermittelt. Und das geht folgendermassen:

  1. SCL Tigers – Kloten, also Rang 8 vs. 7. Wobei das besser platzierte Kloten zuerst auswärts antritt
  2. Ambri – Lakers, also Rang 10 vs. 9, wobei auch hier die besser platzierten Lakers zuerst auswärts antreten.

Beide Serien gehen über zwei Spiele, Unentschieden sind möglich. Haben beide Teams nach zwei Spielen gleich viele Punkte, entscheidet eine Verlängerung, die wie in den Playoffs 5 gegen 5 Feldspieler ausgetragen wird und erst endet, wenn ein Team ein Tor erzielt hat. Der Sieger der Begegnung 1 qualifiziert sind als 7. für die Playoffs und trifft da auf die zweitplatzierten ZSC Lions.

Der Sieger der Begegnung 2 trifft dann auf den Verlierer der Begegnung 1. Und auch da wird nach demselben Modus gespielt. Wobei sich der Sieger dieser Begegnung dann als 8. für die Playoffs qualifiziert und damit im Playoff Viertelfinal auf Lausanne treffen wird.

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