Von Mimi, ihrem Krimi und einer späten Berner Niederlage

von 15.März 2025National League

SC Bern gegen den HC Fribourg Gottéron. Das Derby der beiden Zähringer-Städte. Die Paarung verspricht Spannung, Emotionen und volle Stadien Die Postfinance Arena war heute ausverkauft. Und mit Marco Lehmann (Bild) brannten alle auf den Beginn der Playoff-Viertelfinalserie. Mimi und ihr Krimi: Es wurde sehr spät an diesem Abend. 

Sie fragen sich vielleicht, wo die geographische Linie derjenigen verläuft, die SCB bzw. Gottéron Fans sind. Warum ist man im deutschfreiburgischen Murten vor allem Gottéron Fan? Das hat historische Gründe. Und die Erklärungen lesen Sie unter diesem Link. Philippe Furrer, der HC Murten und die dazugehörigen Geschichten – Eishockey-Online Schweiz

Und um auf eine weitere geschichtliche Anekdote einzugehen, sei an dieser Stelle noch folgendes vermerkt. Der heutige Trainer von Gottéron, Lars Leunberger hatte im Jahr 2016 den SCB in einer schwierigen Phase als Trainer übernommen und diesen schliesslich von Platz 8 nach der Regular Season zum Meistertitel geführt. Als Leuenberger am 20. Dezember die Freiburger übernahm, waren sie auch in einer schlechten Verfassung. Leuenberger riss das Steuer herum und gewann mit den Üechtlänsdern nur Tage später den Spengler Cup.

Bern startete mit sechs ausländischen Feldspielern in die Playoffs. Adam Reideborn, der schwedische Torhüter des SCB überliess heute seinen Platz Philip Wüthrich. Als Ersatztorhüter stellte der Berner Coach Jussi Tapola Christoph von Burg auf. Für Bern liefen entsprechend die ausländischen Verteidiger Patrick Nemeth und Lukas Klok sowie die Stürmer Victor Ejdsell, der Postfinance Topscorer Austin Czarnik, Waltteri Merelä und Miro Aaltonen auf. Anzufügen bleibt noch, dass sowohl Gottéron wie auch der SCB zur Zeit nur zwei Verletzte zu beklagen haben.

Von Beginn weg herrschte eine grossartige Stimmung im Stadion. Beide Fangruppen stimmten Gesänge an. Und auch die beiden Teams starteten äusserst engagiert in die Partie. Engagiert, aber in den ersten paar Minuten noch ohne grosse Gefahr aufs jeweilige Tor. Es war zu diesem Zeitpunkt schwierig, schlüssig zu beurteilen, welches Team im Vorteil war. Ein kleiner Hinweis auf die vielleicht grössere Berner Gefährlichkeit war, dass Gottéron in den ersten 8 Minuten wohl rund fünf mal zu einem unerlaubten Befreiungsschlag als Verteidigungsmittel greifen musste.

Und eine weitere statistische Auffälligkeit zeigte, dass Gottéron nach knapp 10 Minuten noch nie aufs Berner Tor geschossen hatte. Bern dagegen hatte einige wenige Schüsse auf den Freiburger Torhüter Reto Berra abgegeben. Die wenigen Abschlüsse belegen indes, dass beide Teams defensiv stabil agierten. Mit dem ersten Schuss aufs Berner Tor erzielte Kevin Nicolet für Gottéron auch gleich das erste Tor. 0:1 nach rund 11 Minuten. Ein Tor, das Nicolet mit dem Schlittschuh und einer kleinen Bewegung hin zur Scheibe erzielt hatte. Definitiv zu wenig Bewegung, um als Kicktor annulliert zu werden.

Gut zwei Minuten vor Drittelsende wirbelte die dritte Berner Sturmreihe um Simon Moser, Thierry Schild und Fabian Ritzmann mächtig im Freiburger Verteidigungsdrittel. Schliesslich lief Simon Moser zwischen zwei Freiburger Verteidigern durch und wurde gefoult. Daraus resultierte Berns erste Überzahlsituation des Abends. Die Berner konnten sich wie gewohnt im gegnerischen Verteidigungsdrittel festsetzen. Und schliesslich war es Miro Aaltonen, der den Ausgleich erzielen konnte. Sekunden später musste ein Berner auf die Strafbank.

Und nur 15 Sekunden nach Beginn der Überzahl konnte der Freiburger Postfinance Topscorer Lucas Wallmark das 1:2 erzielen. Und dann war Pause. Gottéron führte, obwohl Bern eigentlich mehr vom Spiel gehabt hatte. So sah es auch der Berner Stürmer Simon Moser: „Ja, wie man zuhause starten muss, hatten wir im ersten Drittel mehr Scheibenbesitz. Aber halt zu wenig gute Chancen.“.

Gottéron trat im zweiten Drittel deutlich gefährlicher auf als sein Gegner und als im ersten Drittel. Sinnbildlich dafür war auch eine Szene, in der die Freiburger mit Wallmark mit zwei Stürmern gegen einen Verteidiger auf das Berner Tor fuhren und Wallmark beim Versuch, einen Pass zu spielen, über die Scheibe schlug. „Das passiert ihm einmal auf 100“, meinte ein Journalist auf der Medientribüne. Und hatte damit sicherlich recht. Ein wenig überraschend kam der SCB zu Spielmitte durch Thierry Schild zum 2:2 Ausgleich. Schild hatte mit seiner Backhand getroffen. Und mit diesem Tor schien auch die Spielintensität noch einmal anzusteigen. Bern kam nur Sekunden später nach einem flüssig vorgetragenen Konter zu einer riesigen Chance. Die Scheibe landete allerdings am Freiburger Pfosten.

Intensiv war sie, die Partie und die Spieler bewegten sich immer mal wieder an der Grenze des Erlaubten. Vielleicht ab und an mal auch jenseits dieser Grenze. Die Schiedsrichter liessen in dieser Partie viel laufen, hatten sie die Partie jederzeit im Griff.  Knapp zwei Minuten vor Ende des zweiten Drittels ging Gottéron abermals in Führung. Der Verteidiger Save Sutter hatte mit einem satten Schuss getroffen. Würde der SCB im dritten Drittel das Zepter wieder in die Hand nehmen können? Der Berner Coach Jussi Tapola dürfte seinen Mannen in der Pause genau das mit auf den Weg gegeben haben.

Die Berner präsentierten sich sehr offensiv. Und konnten ab der vierten Minute dieses dritten Drittels ein zweites Mal in Überzahl agieren. Und auch dieses Mal setzten sich die Berner problemlos in der Freiburger Verteidigungszone fest. In diesem Powerplay war es dann Waltteri Merelä, der einen Schuss Romain Loeffels zum 3:3 Ausgleich ins Tor lenkte. Es war sehr gutes Playoff Hockey, das den über 17’000 Zuschauerinnen und Zuschauern in dieser ersten Viertelfinal Partie geboten wurde. Eine Partie, die in die Verlängerung ging. Verlängerung in den Playoffs bedeutet, dass so lange gespielt wird, bis ein Tor fällt.

In der 73. Minuten schnürten die Berner die Freiburger minutenlang im eigenen Verteidigungsdrittel ein. Gottéron konnte sich nur mit einem unerlaubten Befreiungsschlag behelfen und  durfte damit die Linie um Julien Sprunger vorerst nicht auswechseln. Was dem mittlerweile 39-jährigen Sprunger auch an die Substanz gegangen sein dürfte. Allerdings kamen auch die Freiburger zu Chancen. Eine davon zwang in der 76. Minuten den Berner Torhüter Philip Wüthrich zu einem big safe . Wüthrich hielt die Seinen mit dieser grossartigen Parade im Spiel.

Doch zurück zu den älteren Spielern. Der 36-jährige Simon Moser zeigte auch in der Verlängerung keinerlei Ermüdungserscheinungen und meinte dazu: „Wir hatten als vierte Linie während dem Spiel weniger Eiszeit als die Top-Spieler. Drum waren wir in der Verlängerung noch fit. Ich fühlte mich gut, darum ist es sehr schade, konnten wir nicht gewinnen.“ Und so ging die erste Verlängerung ohne Entscheidung zu Ende. Es war mittlerweile 23:08 Uhr. „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“, tönte der Evergreen aus den Lautsprechern. Wie wahr. Es war Krimi pur, spannend und nervenzehrend. Insofern stimmte der Liedtext. Nur dass nicht nur Mimi, sondern 17’031 Zuschauerinnen und Zuschauer vom ins Bett gehen fern gehalten wurden.

Als sich die Sitzplatzzuschauer in der 89 Minute von ihren Sitzen erhoben, weil sie mit  „stöht uf we dir Börner syt“, dazu aufgefordert wurden, fiel die Entscheidung in diesem Spiel. Gottérons Lucas Wallmark hatte getroffen und damit die Freiburger in dieser Serie in Führung gebracht.

Nach der Partie stand der Berner Coach Jussi Tapola Rede und Antwort. „Alle in unserem Team haben alles gegeben. Als Coach kannst du von den Spielern nicht mehr verlangen.“ Tapola meinte dann auch, dass Bern im ersten Drittel überlegen gewesen sei, dass die Partie danach aber in Richtung Gottéron gekippt sei.  Jetzt müsse man sich erholen und auf das Spiel  vom Sonntag fokussieren. Auf eine Journalistenfrage darauf angesprochen, ob man Angst vor dem Verlieren habe, meinte Tapola: „Wir haben vor nichts Angst.“ Und zum Schluss wurde es schon fast philosophisch: Das Spiel ist voll von Fehlern, wie alle Sportarten. Du musst mit diesen Fehlern leben. Wenn Du anfängst vor Fehlern Angst zu haben, kannst du es vergessen. Du musst immer spielen, das ist alles,, was ich verlange.“ Sagte es und kehrte mit einem Lächeln in die Garderobe zurück.

In die Garderobe. wo die Erholung der Spieler angefangen hatte. Nochmals Simon Moser zur Frage, wie sich die Berner Spieler erholen: „Ja, so ds Klassische: chly Velo, chly röuele, viu ässe, viu Cholehydrat und i probiere, viu z’schlafe.“ Was „röuele“ ist, wissen wir zwar nicht. Die Frage nehmen wir fürs nächste Mal mit.

Best player
SC Bern
Gottéron

Hier steht übrlicherweise, wer als best player ausgezeichnet worden ist. Nicht so heute. Nach dem Schlusspfiff hatten die Spieler nur eines im Kopf. Zurück in die Garderobe. Und damit gab es – wohl zum ersten Mal seit Jahrzehnten – keine Ehrung. Thierry Schild wurde das vorgesehene Präsent dann lang nach Spielschluss im Bärengraben, dem Garderobengang, überreicht.

SC Bern – HC Fribourg Gottéron 3:4 nV (1:2|1:1| 1:0| 0:0| 0:1)
Stand in der Serie: 0:1

Tore:
0:1| 11.|Kevin Nicolet (Gerber, Walser)
1:1| 20.|Miro Aaltonen (Ejdsell)
1:2| 20.|Lucas Wallmark (Gunderson)
2:2| 30.| Thierry Schild (Vermin)
2:3 |39.|Dave Sutter (Schmid, Sörensen)
3:3 |45.|Waltteri Merelä (Loeffel)
3:4| 89.|Lucas Wallmark (Schmid, Sörensen)

Zuschauer:
17’031 Zuschauer (ausverkauft)
Postfinance Arena, Bern

Foto: justpictures.ch

EV Zug – HC Davos 1:2 (0:0|0:1|1:1)
Stand in der Serie: 0:1

Vor 7’700 Zuschauern in der Zuger Bossard Arena gingen die Gäste aus dem Landwassertal in der 24. Minute 0:1 in Führung. Es entwickelte sich eine enge Partie. Zug konnte in der 55. Minute durch Lindemann zum 1:1 ausgleichen. Aber in der gleichen 55. Minute leistete sich der EV Zug im Aufbau hinter dem eigenen Tor einen kapitalen Fehler. Filip Zadina bedankte sich für diese völlig unerwartete Chance und brachte die Davoser gleich wieder in Führung. Und damit den HC Davos in dieser Viertelfinalserie mit 0:1 in Front.