
Vorteil „Lioba“ gegenüber dem „final countdown“
Hinter jedem Duell stehen die jeweiligen Hymnen der Teams. HC Fribourg Gottéron gegen den SC Bern. Oder in diesem Fall „Lioba, la ranz des vaches“ vs. „the final countdown“. Auch dank dem Freiburger Topscorer (Bild) war „Lioba“ heute Abend besser und entsprechend lauter. Gottéron führt in der Serie mit 2:0. Was dem Berner Coach Jussi Tapola eine Denksportaufgabe beschert.
Der SCB ging resolut in die Partie. Und erarbeitete sich einige Chancen. Chancen, die der Freiburger Torhüter Reto Berra aber allesamt zunichte machen konnte. Auch die Freiburger kamen zu Chancen und sie konnten mit diesen Chancen das Heft in die Hand nehmen. Es gelang Gottéron, den SC Bern in die Defensive zu drängen und sie zunehmend unter Druck zu setzen.
Der Freiburger Druck entfaltete Wirkung, die Berner fingen an, Fehler zu machen. Ein solcher Fehler, in diesem Fall ein Fehler in der Zuteilung der Berner Defensive, führte zum ersten Freiburger Tor. Christoph Bertschy legte die Scheibe zurück an die blaue Linie auf seinen Verteidiger Ryan Gunderson. Dieser verzögerte seine Schussabgabe geschickt bis Jakob Lilja in Position laufen und die Scheibe für den Berner Torhüter Adam Reidebon unhaltbar ins Tor ablenken konnte. Gottéron führte 1:0.
In der 13. Minute setzte die Freiburger Paradelinie um Sörensen, Schmid und Wallmark zu einem weiteren sehr flüssig vorgetragenen Angriff an. Sörensen legte die Scheibe an der blauen Linie auf den schnell heranfahrenden Wallmark ab, dieser fuhr quer vor dem Tor vorbei und spielte die Scheibe magistral seinem Sturmpartner Sandro Schmid zu, der ins leere Tor zum 2:0 abschliessen konnte. Das bisherige Spiel trieb dem Berner Coach Jussi Tapola eine gewisse Zornesröte ins Gesicht und er reagierte sofort mit einem Timeout. Was er seinem Team mit auf den Weg gegeben haben mag, werden wir nie erfahren. Er dürfte jedoch von seinen Spielern eine grössere Konzentration und Disziplin eingefordert haben.
Bern hatte heute Abend auf der Torhüterposition einen Wechsel vorgenommen. Im Unterschied zum Freitag, als Philip Wüthrich das Tor hütete, setzte Bern auf seinen schwedischen Torhüter Adam Reideborn. Was logischerweise zur Folge hatte, dass ein ausländischer Feldspieler, heute Vicot Ejdsell, auf die Tribüne musste. Aus diesem Grund kam es logischerweise auch zu Veränderungen in den Linien. Tristan Scherwey rückte an Ejdsells Stelle in die Linie mit dem Postfinance Topscorer Austin Czarnik und Marco Lehmann.
Bern reagierte auf das zweite Drittel hin mit weiteren Linienumstellungen. Umstellungen sind jedes Trainers Fluch oder Segen. Segen ist, wenn’s wie heute bei Gottéron, gut läuft. Dann muss man nichts umstellen. Wenn’s aber wie bei Bern heute Abend nicht läuft, tendieren Trainer immer mal wieder zu Umstellungen. So auch der Berner Coach Jussi Tapola. Er liess fortan die drei ausländischen Verstärkungsspieler Czarnik, Aaltonen und Merelä gemeinsam stürmen. Diese Massnahme hatte allerdings einen eher beschränkten positiven Einfluss. Im zweiten Drittel kassierte Bern zwar kein Tor, die Mutzen wurden offensiv allerdings nicht gefährlicher als bisher.
Sinnbildlich für die heutige Berner Leistung war denn auch, dass sie im Powerplay nicht wie gewöhnlich Gefahr aufs gegnerische Tor bringen konnten. Und auch im dritten Drittel änderte sich am Spielverlauf wenig. Zwar konnten sich die Berner einige Chancen mehr kreieren als zuvor, sie liefen aber ab und an mal in einen Freiburger Konter. So musste Bern in der 43. Minute zur Notbremse greifen, als ein Freiburger Stürmer alleine auf Adam Reideborn zog. Den daraus resultierenden Penalty verwerte Marcus Sörensen etwas glücklich. Was indes nichts am 3:0 Vorsprung für Gottéron änderte.
Bereits rund vier Minuten vor Schluss ersetzte Bern seinen Torhüter durch einen zusätzlichen Feldspieler. Um das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Als dann Marc Marchon kurze Zeit später auf die Strafbank musste, war es dann auf Berner Seite um das Unmögliche geschehen. Weil es in dieser Schlussphase beidseits mehrere Strafen gab, konnte Bern seinen Torhüter nochmals rausnehmen. Zeitweise spielten 5 gegen 5 Feldspieler obwohl Bern an sich in Unterzahl gewesen wäre.
Die Berner erarbeiteten sich zwar nochmals die eine oder andere Chance. Doch auf Freiburger Seite lief der Torhüter Reto Berra zu Hochform auf. Er vereitelte Berner Tore gekonnt und selbstverständlich auch mit dem Glück des Tüchtigen. Damit ging Gottéron heute als klarer Sieger und Reto Berra mit einem Shutout, also ohne Gegentreffer, vom Eis.
Die Freiburger Hymne „Lioba“ hallte durch die Arena. Lioba ist der „Ranz des vaches“ und ist als Lied ein Eckpfeiler des Winzerfests. Ein Eckpfeiler eines Festes, so wie es heute Abend aus Freiburger Sicht in der BCF Arena stattfand. Auf der Homepage des Staates Freiburg wird Guy Métraux zitiert, der ein Buch über die „Ranz des vaches“ geschrieben hat. In diesem Buch meint er, das Lied habe „den Charakter eines Rituals, dessen gleichsam religiöse Inbrunst auf dem Naturgefühl und der Erinnerung an die kleine vaterländische Alpwelt beruht“.
Lioba, die Hymne, die ziemlich sicher eine Vorgabe an den Freiburger Trainer Lars Leuenberger sein soll. Auf dass dieser nach dem Sieg im Spengler Cup für einen weiteren, diesmal „richtigen“ Titel für Gottéron sorgen möge. Berns Tor-Hymne anderseits ist der „Final Countdown“. Der 1986 erschiene Song der schwedischen Hard-Rock Band Europe hat in Bern auch den Charakter eines Rituals. Die Vorgabe, welche die Berner Fans mit diesem Lied verbinden ist allerdings, dass dieser finale Countdown möglichst lange nicht kommen möge.
Will der Berner Coach Jussi Tapola diese Song-Vorgabe der Fans erfüllen, wird er sich etwas überlegen müssen. Denn die bisherige Entwicklung dieser Viertelfinalserie wird ihm zu denken geben müssen. Am Freitag waren beide Teams auf Augenhöhe, heute Sonntag waren die Üechtländer überlegen. Und es schien fast, als wären die Berner etwas ängstlich geworden.
Insofern können wir zum Ende dieses Artikels Jussi Tapolas schon fast philosophisches Zitat vom letzten Freitag wieder verwenden: „Das Spiel ist voll von Fehlern, wie in allen Sportarten. Du musst mit diesen Fehlern leben. Wenn Du anfängst vor Fehlern Angst zu haben, kannst du es vergessen. Du musst immer spielen, das ist alles,, was ich verlange.“ Wollen die Berner die Serie noch kehren, müssen sie genau das beherzigen.
Wir bleiben für euch an der Serie dran und werden berichten, welche Hymne, Lioba oder der final countdown, häufiger ertönen wird.
Best player
SC Bern: Waltteri Merelä
Gottéron: Reto Berra
HC Fribourg Gottéron – SC Bern 3:0 (2:0| 0:0| 1:0)
Stand in der Serie: 0:2 Gottéron
Tore:
1:0| 7. | Jakob Lilja (Gunderson, Bertschy)
2:0| 13.| Sandro Schmid (Wallmark, Sörensen)
3:0| 43.| Marcus Sörensen – Penalty
Zuschauer:
9’262 Zuschauer (ausverkauft)
BCF Arena, Fribourg
Foto: Marija Diepold
HC Davos – EV Zug 5:1 (0:0|3:0|2:1)
Stand in der Serie: 0:2 Davos
Auch in Davos war die Eishalle heute mit 6’547 Fans ausverkauft. Und die Anhänger des HC Davos sollten auf ihre Kosten kommen. Der EV Zug hatte zu keinem Moment eine Chance, die Partie zu seinen Gunsten zu entwickeln. Schon im – vorderhand aber noch torlosen – ersten Drittel waren es die Davoser, welche die Szenerie beherrschten. Zwischen der 25. und der 47. Minuten schossen die Davoser dann aber fünf Tore, ohne dass Zug reagieren konnte. Entsprechend stand es zu diesem Zeitpunkt 5:0 für Davos, wobei Adam Tambellini mit seinem Hattrick massgeblich an dieser Führung und damit am heutigen Sieg beteiligt war. Das erste Tor der Zuger war dann nichts mehr als statistische Resultatkosmetik. Auch in dieser Serie führt also mit Davos der in der Regular Season schlechter Platzierte.