Wüthrich hext den SC Bern zum Sieg

von 25.März 2025National League

Bern stand heute zum zweiten Mal mit dem Rücken zur Wand. Und Bern startete nicht gut in eine Partie, die von zwei Phasen geprägt werden sollte. Die erste Phase mit einem überlegenen HC Fribourg-Gottéron, in der die Üechtländer deutlich in Führung hätten liegen müssen. Und die zweite Phase, in der Bern die Partie kehren konnte. Auch dank einem hervorragenden Philip Wüthrich (Bild) im Berner Tor.

Nach zwei Dritteln waren sich eigentlich alle Experten ziemlich einig, was die Bewertung des Spiels anging. Gottéron führte zu diesem Zeitpunkt mit 3:2. Das war aber – so eben die Meinung der Experten – deutlich zu wenig. Einerseits war Gottéron in den ersten zwei Dritteln spielerisch überliegen gewesen, hatte sich auch Chancen erarbeitet, diese aber zu wenig häufig nutzen können. Denn Gottéron legte los wie die Feuerwehr. Bereits in der 6. Minute war es die Top-Linie um Sörensen, Wallmark und Schmid, welche mit Letzterem als Torschützen Gottéron 1:0 in Führung brachte. Und nur eine Minute später stand es dann bereits 2:0. Diesmal hatte Samuel Walser getroffen.

Bern konnte allerdings recht schnell reagieren. Der Freiburger Christoph Bertschy verlor die Scheibe und Miro Aaltonen konnte davon profitieren. Es stand nur noch 2:1 für das Heimteam. Ab der 13. Minuten begann dann eine, nennen wir es mal, undisziplinierte Phase der Berner. Phase, die weder dem Berner Coach Jussi Tapola noch dem Freiburger Coach Lars Leuenberger gefallen haben dürfte. Die Berner kassierten zwischen dieser 13. und der 36. Minute 7 Strafen und einen Penalty. Kommen wir zuerst zum Penalty. Hardy Häman-Aktell verlor ziemlich unnötigerweise die Scheibe an der gegnerischen blauen Linie, hetzte dann dem Freiburger hinterher und beging einen Stockschlag von hinten. Klares Verdikt. Penalty. Und einmal mehr in dieser Partie konnte der Berner Torhüter Philip Wüthrich parieren.

Verbleiben wir grad beim Berner Torhüter. Er spielte heute eine absolut grossartige Partie. Alles was haltbar war, war für ihn eine einfache Beute. Und er hielt auch Schüsse, die man mit Fug und Recht als unhaltbar bezeichnen kann. So zum Beispiel als Gottéron in Überzahl spielen konnte, die Scheibe vor dem Tor zu Sandro Schmid gelangte und Wüthrich so schnell verschob, dass er Schmids Schuss noch mit dem Beinschoner abwehren konnte. Aber kommen wir zurück zu den vielen Berner Strafen. Gottéron hätte zwingend mehr aus diesen Strafen machen und die Partie eigentlich bis zum Ende des zweiten Drittels entscheiden müssen. Und das ist der Punkt, der Lars Leuenberger mit Sicherheit nicht gefallen hat.

Aber eben: Playoffs wären nicht Playoffs, wenn es nicht ab und an anders kommt als man denkt. Kurz nach dem gehaltenen Penalty übernahm Fabian Ritzmann die Scheibe, trug diese nach vorne, fuhr hinter dem Tor durch und bediente dort Marc Marchon, der aus einem eigentlich unmöglichen „Null-Winkel“ den 2:2 Ausgleich erzielen konnte. Danach war es Strafe Nummer 8 gegen Bern, die Gottéron endlich nutzen konnte. Yannick Rathgeb legte sich die Scheibe an der blauen Linie zurecht und erzielte in die linke obere Ecke den 3:2 Führungstreffer. Und so ging es dann eben in die zweite Pause.

Womit wir wieder beim Fazit zu diesem Zeitpunkt wären.  Gottéron hätte höher führen müssen, aber Bern war eben noch dran. Der finnische Trainer des SCB, Jussi Tapola, griff noch einmal in die Trickkiste. Er stellte seine Linien um und stellte den Ausländern Merelä und Aaltonen Marc Marchon zur Seite. Und diese Massnahme sollte Früchte tragen. Waltteri Merelä bediente aus dem eigenen Verteidigungsdrittel heraus mit einem magistralen Pass den schnellen Marc Marchon, der alleine auf den Freiburger Torhüter Reto Berra laufen und die Chance souverän verwandeln konnte. 3:3. Mehr passierte dann nicht mehr in der regulären Spielzeit Und so ging die Sache im sechsten Spiel dieser Serie zum vierten Mal in die Verlängerung.

Vor dem heutigen Spiel stand die Overtime-Bilanz 2:1 für den SC Bern. Freiburg hatte sein erstes Auswärtsspiel in Bern nach Verlängerung mit 4:3 gewonnen. Die beiden anderen Verlängerungen gewann der SCB zu Hause in der Postfinance Arena dann jeweils mit 3:2. Letztmals letzten Samstag, als die Berner nach einem Schuss von Hardy Häman-Aktell und einem Ablenker durch Waltteri Merelä 8.8 Sekunden vor Ende der ersten Verlängerung wieder mit 3:2 gewannen. In der heutigen Verlängerung gingen beide Teams logischerweise mit Bedacht ans Werk. Strafen sollten vermieden werden. Was den Bernern im Übrigen auch schon im dritten Drittel gut gelungen war. Des Trainers mahnende Worte dürften die gewünschte Wirkung entfaltet haben.

Auch wenn sich beide Teams punkto Vorsicht und Bedacht auf Augenhöhe begegneten, konnten wir in dieser ersten Verlängerung ein leichtes Berner Chancenplus verzeichnen. Bern verbrachte mehr Zeit im Freiburger Verteidigungsdrittel als umgekehrt. Obwohl auch die Freiburger zu Chancen kamen. Wobei da immer wieder der heute omnipräsente Berner Torhüter Philip Wüthrich sein Veto einlegen konnte. Und übrigens: kaum waren diese Worte geschrieben, sahen wir auch eine Freiburger Druckphase. Auf die der Berner Coach Jussi Tapola sofort mit einem Timeout reagierte, um sein Team wieder zu sortieren.

Massnahme, welche umgehend Wirkung zeitigte. Die wiederum wesentlich aufsässigeren Berner setzten sich im Freiburger Verteidigungsdrittel fest. Und konnten durch Miro Aaltonen in der 71. Minute den 4:3 Siegtreffer erzielen. Ein Spiel mit zwei Phasen ging damit zu Ende. Gottéron überzeugte bis zum Beginn des dritten Drittels und war deutlich besser. Von Bern kam deutlich zu wenig. Und auf die Verlängerung hin kippte das Spiel. Jetzt kam von Gottéron deutlich zu wenig. Bern war vermutlich auch etwas frischer. Und ja, Bern hat jetzt drei der vier Verlängerungen gewonnen. Der mentale Vorteil ist deutlich in Bern bei seinen 17’031 Zuschauerinnen und Zuschauern, die übermorgen in Bern sein werden.

Walteri Merelä bestätigte nach dem Spiel, dass Bern sich nach zwei Drittel wieder finden und auf seine Stärken besinnen musste. Und er meinte, Bern habe dann gut gespielt. „Nun haben wir dafür die Belohnung. Spiel Nummer 7 in Bern ist vermutlich Europas bester Ort, um zu spielen“. Jussi Tapola habe in der zweiten Pause gesagt, die Saison werde enden, wenn man nicht mutig spiele. Auch der Freiburger Stürmer Christoph Bertschy verspürt trotz der Niederlage die ähnliche Vorfreude auf Spiel 7 wie Merelä. „Es gibt nichts besseres als ein March 7 vor 16’000 Leuten. Es wird eine tolle Stimmung“. Wie recht beide doch haben!

Quelle für Interviews: mySports

 

 

HC Fribourg Gottéron – SC Bern 3:4 nV (2:1 |1:1| 0:1| 0:1)
Stand in der Serie: 3:3  

Tore:
1:0| 6.| Sandro Schmid (Sörensen, Wallmark)
2:0| 7.| Samuel Walser (Sprunger, Gunderson)
2:1| 9.| Miro Aaltonen (Ejdsell, Merelä)
2:2| 32.| Marc Marchon  (Ritzmann, Klok)
3:2 |38.| Yannick Rathgeb (Bertschy, Lilja)
3:3 |47.| Marc Marchon (Merelä, Untersander)
3:4 |71.| Miro Aaltonen (Merelä)

Zuschauer:
9’262 Zuschauer (ausverkauft)
BCF Arena, Fribourg

Foto: justpictures.ch