Die Finalserie wird emotional

von 20.April 2025National League

Am Donnerstag, in der zweiten Partie der Finalserie, setzten sich wiederum die ZSC Lions durch. Allerdings erst nach Verlängerung. Im Bild das Tor von Jesper Fröden in der Verlängerung. Und gestern Samstag konnte der Lausanne HC seinen ersten Sieg feiern. Zum Schluss des Spiels kochten die Emotionen auf Zürcher Seite dann hoch. Ob das einen Einfluss auf den Ausgang der Finalserie haben wird?

Nach dem Auftritt der ZSC Lions anlässlich der ersten Partie des diesjährigen Playoff Finals in Lausanne hätte man sich auf eine schnelle Finalserie einstellen können. Aber eben: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Schon in der zweiten Finalpartie, die in Zürich stattfand, kam es zu einer viel ausgeglicheneren Partie. Die Zürcher gingen zwar recht schnell, also in der 5. Minute durch Sigrist in Führung. Lausanne konnte die Partie aber mit Toren von Fuchs (7. Minute) und Frick (14. Minute) drehen und die Zürcher „angefressen in die erste Pause schicken“. So der Originalton im Matchbericht auf der Homepage der Lions.

Die Homepage des ZSC will auch wissen, was der Zürcher Coach Marco Bayer in der ersten Pause zu seinen Spielern gesagt haben soll. «Zeit einen Gang höher zu schalten. Da muss mehr kommen meine lieben Herren.». Ob es diesen direkten Draht des ZSC-Berichterstatters in die Zürcher Garderobe wirklich gibt, werden wir zwar nie erfahren. Aber diese angebliche Ansage zeigte resultattechnisch zumindest eine Teilwirkung. Denn Sven Andrighetto konnte die Partie in der 39. Minute ausgleichen.

Danach passierte in der regulären Spielzeit nichts Zählbares mehr. Unter den Augen des „Tennis Rentners Roger Federer“ – das wusste der Blick – gelang es Jesper Fröden einen durch den wiederum starken Yannick Weber eingeleiteten Konter zum 3:2 in der Verlängerung abzuschliessen. Die Lions hatten die zweite Partie gewonnen und führten nun in der Serie mit 2:0.

Gestern Samstag traf man sich somit wieder in Lausanne, in der mit 9’600 Zuschauerinnen und Zuschauern ausverkauften Vaudoise Arena. Lange Zeit war die Partie ausgeglichen, Lausanne ging in der 9. Minute durch Rochette in Führung, die Lions glichen in der 36. Minute durch Malgin aus. In der 40. Minute erhöhte der Lausanner Rochette in Unterzahl spielend zum 2:1, wobei die Zürcher in der 42. Minute durch Geering wieder ausgleichen konnten. Und in der 47. Minute war es wieder Rochette, der mit seinem dritten Tor des Abends die Lausanner wieder in Führung brachte. Nun stand es 3:2.

In der 58. Minute überstürzten sich dann die Ereignisse in der Lausanner Arena. Zu diesem Zeitpunkt spielen die Zürcher bereits in Unterzahl. Dann kam die Scheibe in der Luft fliegend zum Zürcher Dereck Grant. Dieser beförderte ebendiese in Manier eines Baseball-Profis in der Luft aus dem eigenen Drittel. Aber die Scheibe verliess eben auch das Spielfeld. Was dann eine Zweiminutenstrafe wegen Spielverzögerung nach sich zog. Die Schiedsrichter hatten diese an Grants  Adresse ausgesprochen. So weit so klar. Grant allerdings tat so, als habe er das nicht mitbekommen oder als sei nichts gewesen. Und wollte das nächste Pully spielen. Die Schiedsrichter bedeuteten ihm dann nochmal, er müsse auf die Strafbank, worauf Grant komplett die Nerven verlor. Er schlug wild mit seinem Schläger auf jede Infrastruktur, die sich ihm grad so bot und fluchte wohl ziemlich wüste Worte.

Was dann eine 5-Minuten Disziplinarstrafe mit Restausschluss für Grant zur Folge hatte. Der Zürcher Coaching Staff sorgte dann auch nicht grad für Beruhigung. Denn er liess sich auf Diskussionen mit den Schiedsrichtern ein. Und auch Sven Andrighetto schien zu diesem Zeitpunkt nervlich angespannt zu sein. Aber zurück zum Eishockey. Lausanne spielte nun eine gute Minute vor Schluss mit 5 gegen 3 Feldspieler und konnte das dann auch ausnutzen. Sie liessen die Scheibe ruhig zirkulieren und erzielten dann mit einem Ablenker von Brendan Perlini das entscheidende 4:2. Was dann auch das Schlussresultat darstellen sollte.

In der Vaudoise Arena brachen emotional alle positiven Dämme. Die Zuschauerinnen und Zuschauer bejubelten den Lausanner Sieg. Anders sah es auf der Seite der ZSC Lions aus. Sie waren emotional äusserst negativ unterwegs. Wie Klaus Zaugg auf der Plattform Watson zusammenfasste, sammelten die ZSC Lions in den letzten 130 Sekunden durch Derek Grant, Dean Kukan und Sven Andrighetto sage und schreibe 72 Strafminuten.  Die drei Titanen Grant, Kukan und Andrighetto hatten ihre Nerven nicht mehr unter Kontrolle. Und auch der Zürcher Coach Marco Bayer trug – um es mal freundich zu formulieren – zumindest aktiv nichts dazu bei, die Emotionen runter zu bringen.

Es sind solche Details, die eine Serie in die eine oder andere Richtung lenken können. Die ZSC Lions sind sehr stark in die Serie gestartet. Allerdings konnten die Lausanner zunehmend auf Augenhöhe reagieren. Und mit dem heutigen Sieg in der Serie wieder auf 1:2 heran kommen. Es wird jetzt sehr interessant sein, zu beobachten, wie schnell die Zürcher ihre negativen Emotionen in den Griff kriegen. Denn nur so kann den Lions die Titelvertedigung gelingen. Andernfalls könnte es zu einer der grösseren Finalüberraschungen der letzten Jahre kommen.

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Lausanne HC – ZSC Lions 4:2 (1:0|1:1|2:1)
Serie: 2:1 für die ZSC Lions 

Tore:
1:0|9.|Theo Rochette Perlini, Vouardoux)
1:1|36.|Denis Malgin (Fröden, Kukan)
2:1|40.|Theo Rochette
2:2|42.|Patrick Geering
3:2|47.|Theo Rochette (Glauser, Kahun)
4:2|59.|Brendan Perlini (Glauser, Rochette)

Zuschauer:
9’600 Zuschauer
Vaudoise Arena, Lausanne

Fotoquelle: justpictures.ch