Als Fan von Fribourg Gottéron sei man mit einer ausreichenden Leidensfähigkeit ausgestattet, meinte ein lieber Kollege heute spasseshalber in der Kaffeepause. Eben diese Leidensfähigkeit wurde heute Abend durch Lausanne wieder auf eine harte Probe gestellt. Gottéron ging im Waadtland mit 0:6 unter.
Noch vor wenigen Tagen – nach dem Erfolg in der Champions Hockey League – konnten Andreas Borgmann und Reto Berra (Bild) jubeln. Die Situation schien sich in Freiburg aufzuhellen. Man hatte gegen die Berliner Eisbären 9:3 gewonnen und war nur knapp am Stängeli vorbei geschrammt. Würde dieser Sieg das Feuer der Freiburger Drachen wieder zum Brennen bringen. De haut nid, werden sich die Freiburger Fans heute Abend wohl sagen und sich auf die Suche nach noch mehr Leidensfähigkeit begeben. Das Feuer war offensichtlich ein sehr vorübergehendes Strohfeuer, das wieder erloschen ist. Denn nur wenige Tage später gelang den Freiburger kein einziges Tor mehr. Schon nur das Resultat offenbart die aktuelle Freiburger Fragilität. Die Drittelsresultate von 1:0, 3:0 und 2:0 zeigen deutlich, dass Gottéron heute nicht richtig ins Spiel gefunden hat.
Freiburger Ratlosigkeit…
Das 1:0 zugunsten der Waadtländer nach dem ersten Drittel war aus Freiburger Sicht noch nicht als dramatisch zu werten. Im zweiten Drittel verlor Gottéron allerdings den Zugriff auf das Spiel und kassierte die Gegentore 2, 3 und 4. Danach machte sich – man kann es irgendwie verstehen – Frustration in den Freiburger Reihen bemerkbar (die Leidensfähigkeit der Spieler ist offenbar weniger gross als jene der Fans) und man verlor zuweilen auch die Nerven. 6:0 heute Abend, nur 8 Punkte nach 10 Spielen, der 13. und damit zweitletzte Rang und eine Tordifferenz von minus 15. Die Situation der Freiburger muss zumindest als extrem schwierig, wenn nicht als desaströs bezeichnet werden. In solchen Fällen ist der Ruf nach einer Trainerentlassung nicht weit. YB hat das im Fussball eben erst vorgemacht, deren Punkteausbeute war bisher ähnlich schlecht. Was aus Freiburger Sicht weiter zu denken geben muss, ist der Umstand, dass der Trainerstaff nicht wirklich den Eindruck hinterlässt, als hätte er einen Plan. Der Headcoach Patrick Emond macht aktuell das, wozu ratlose Trainer in der Krise immer mal wieder neigen. Sie wechseln unablässig die Linienzusammenstellung und verunsichern die Mannschaft damit wohl noch mehr. Doch wer , der nicht noch mal an einer Bande gestanden hat, will es Emond verübeln. Wenn’s nicht läuft, musst du als Trainer etwas tun und was anderes willst du während einer Partie tun, als die Linienzusammenstellung zu ändern. Guter Rat ist teuer.
… verliert gegen Lausanner Vertrauen
Auf der anderen Seite – und das wollen wir natürlich auch nicht vergessen – stand mit Lausanne ein Gegner, der voll Vertrauen ist. Nach der heutigen Runde liegen sie mit 18 Punkten auf Platz drei der Rangliste. Und eben: der Spielverlauf zeigt es auf. Lausanne konnte geduldig auf seine Chancen warten, die sie dann auch konsequent nutzten. Und sie liessen sich auch nicht von einem zunehmend genervten Gegner aus dem Konzept bringen, sondern nutzten die sich bietenden Überzahlsituationen gnadenlos aus.
Lausanne HC – HC Fribourg Gottéron 6:0 (1:0; 3:0; 2:0)
Tore:
1:0 |9.| Ken Jäger (Riat, Bayrether)
2:0 |21.| Damien Riat (Rochette, Marti)
3:0 |34.| Benjamin Bougro (Frick, Genazzi)
4:0 |39.| Lukas Frick (Sklenicka, Suomela)
5:0 |55.| Ken Jäger (Suomela, Bayreuther)
6:0 |58.| Michael Hügli (Bozon, Raffl)
Zuschauer:
9’419 Zuschauer
Vaudoise Arena
Freiburg empfängt morgen Abend zuhause Ambri-Piotta. Auch eine anspruchsvolle Aufgabe, rangieren die Leventiner aktuell mit 19 Punkten auf Platz 2. Für den Freiburger Trainer Emond dürfte dann – ähnlich wie für den YB-Coach Patrick Rahmen in neulich in Basel – langsam das Spiel der letzten Chance kommen. Man darf gespannt sein, ob es ihm gelingen wird, das Ruder rum zu reissen. Lausanne seinerseits reist ins Emmental zu den Tigers aus Langnau, die in diesem Jahr bisher eine beeindruckende Heimstärke gezeigt haben.
Fotoquelle: Marija Diepold