Wenn über 15’000 Menschen in einem Stadion sind, dann ist es eine statistische Gewissheit, dass mindestens einer unter denen Geburtstag hat. Das war auch heute der Fall. Ein sehr treuer, langjähriger Könizer SCB Fan feierte Geburtstag. Würde er mit einem Berner Sieg beschenkt werden?
Die Berner begannen schwungvoll und kamen zu einigen Chancen. Alle Berrer Fans – auch der Könizer Fan – hofften auf ein Geschenk ihrer Favoriten. Bis zur 3. Minute, als der Faden riss. Michael Joly schloss eine Leventiner Kombination zum 0:1 für Lugano ab. Und nur Sekunden später vertendelte, Bern in Überzahl spielend an der blauen Linie die Scheibe, Luganos Radim Zohorna zog alleine auf den Berner Torhüter Adam Reideborn zu und verwandelte sicher zum 0:2. Der Berner Faden riss in dem Sinne, als man nicht mehr mit Scheibe spielte, keine Sorge zu ebendieser mehr trug. In solchen Situation stellt sich jeweils für einen Coach die Frage, ob er seine Mannen mit einem Timeout zur Ordnung rufen soll. Jussi Tapola tat es nicht, verschob die Ansprache wohl auf die Pause.
Der Pausentee
Tapolas Pausenansprache verfehlte auch im zweiten Drittel über lange Strecken ihre Wirkung. Der SCB spielte weiterhin fahrig und liess das konzentrierte Spiel der letzten Partien vermissen. Oder wie es der Berner Captain Ramon Untersander zusammenfasste: „Wir waren zu weit auseinander und spielten zu viele lange Pässe. Das ist nicht das Spiel das wir wollen.“ Dass das Könizer Geburtstagskind ein Geschenk in Form eines Sieges erhalten würde, schien unsicherer denn je. Oder um es mit Ramon Untersander zu erklären: „Es ist sehr ärgerlich, wir sind immer dran aber holen zu wenig Punkte. Das kann nicht unser Anspruch sein.“ Kurz vor dem zweiten Pausentee konnte Bern allerdings wieder in Überzahl spielen. Diesmal entstand ein konzentriertes Überzahlspiel, das der Postfinance Topscorer Austin Czarnik zum Anschlusstreffer nutze. Und so ging es zum….
… zweiten Pausentee..
… der dann doch noch eine Berner Wirkung zeitigen sollte. Lugano spielte eigentlich gleich gut weiter. Es waren aber die Berner, die einen Zacken zulegten und dann von zwei Leventiner Unkonzentriertheiten profitierten. Einmal waren während Sekunden 6 Leventiner Feldspieler auf dem Eis, einmal schossen sie die Scheibe aus dem Feld, was als Spielverzögerung bestraft wird. Berns Powerplay war gefällig, aber erfolglos. Zum Ende der zweiten Berner Überzahl begingen die Berner ein strafwürdiges Foul, Lugano konnte die Scheibe lange in den eigenen Reihen halten und dann selber in Überzahl agieren. Doch auch Lugano konnte kein Tor erzielen und so ging man mit dem Resultat von 1:2 in die letzten 10 Minuten der regulären Spielzeit.
Ein Spiel mit vielen Strafen
Lugano handelte sich insgesamt sechs 2-Miunutenstrafen ein, ohne dass das Spiel gehässig gewesen wäre. Es waren vielmehr Dutzendfouls oder aber Strafen für Zeitverzögerung oder zu vielen Spielern auf dem Eis. Bern hätte diese Überzahlsituationen eigentlich in Tore ummünzen müssen, das gelang jedoch viel zu selten, auch weil Lugano gut dagegen hielt. Gut zwei Minuten vor Schluss nahm Jussi Tapola dann das Berner Timeout und beorderte seinen Torhüter zugunsten eines sechstens Feldspielers auf die Bank. Würde das Könizer Geburtstagskind doch noch beschenkt werden? Ja! Mindestens teilweise. Gut eine Minute vor Ende der regulären 60 Minuten fiel das 2:2. Lugano zog jedoch seine Coaches Chanllenge und forderte die Überprüfung einer allfälligen Torhüterbehinderung. Das Videostudium der Schweizer (!!) Schiedsrichter ergab eine Torhüterbehinderung, womit das Tor aberkannt wurde. Der finnische Berner Coach Jussi Tapola umschrieb es folgendermassen: „Wenn du in der Schweiz den Torhüter berührst, dann wird das Tor annulliert. Wenn der Puck In Finnland, im internationalen Hockey, im Torraum ist, darfst du als Feldspieler dorthin gehen und das Tor zählt, auch wenn du den Torhüter ein wenig touchierst“. Wir lernen also: In Finnland hätte es für den Könizer Fan das Geburtstagsgeschenk gegeben, in der Schweiz halt eben nicht. Zumal Lugano Sekunden vor dem Ende das siegsichernde 1:3 ins leere Tor erzielte.
Best Player
Bern: Anton Lindholm
Lugano: Niklas Schlegel
SC Bern – HC Lugano 1:3 (0:2; 1:0; 0:1)
Tore:
0:1 |3.| Michael Joly (Patry)
0:2 |5.| Radim Zohorna
1:2 |38.| Austin Czarnik (Loeffel)
1:3 |60.| Marc Arcobello (Müller)
Zuschauer:
15’035 Zuschauer
Postfinance Arena
Fotoquelle: Marija Diepold