Vor dem Spiel kommunizierte der SC Bern die Vertragsverlängerung mit Simon Moser. Moser verkörpere “ die Werte des SCB wie kaum ein anderer“, schrieben die Berner in der Medienmitteilung. Moser dankte es heute mit einem Tor. Ein Tor, das für die Berner nur zu einem Punkt reichte, Gottéron gewann nach Verlängerung. 

„Kämpfen, am Boden bleiben und alles für die Mannschaft machen“, so fasst Simon Moser die Berner Werte zusammen. Die Berner legten denn auch los wie die Feuerwehr und gingen in der zweiten Minuten durch Marco Lehmann in Führung. Gottéron seinerseits konnte die Partie in der fünften Minute bereits wieder ausgleichen. Kurz nach Drittelsmitte konnte Bern in Überzahl agieren, brachte aber zu wenig Gefahr vors Freiburger Tor. Der Spieler von Gottéron Samuel Walser war schon von der Strafbank zurückgekehrt, als die Scheibe wieder vor den Freiburger Torhüter Loic Galley kam und dort durch Simon Moser zum 2:1 verwertet wurde. Das Tor belegte. Dem SC Bern ist es gelungen, einen wichtigen Spieler zu behalten. Moser besticht nicht nur – wie heute – als gefährlicher Spieler auf dem Eis, er ist auch neben dem Eis für die Mannschafft eine sehr wichtige Persönlichkeit.

Die Üechtländer starteten mit einem Mann mehr ins zweite Drittel. Vorteil, den sie nicht zu nutzen wussten. Irgendwie war auch die heutige Partie über lange Strecken ein Abbild der bisherigen Saison von Gottéron. Man bekundet generell Mühe, sein Spiel durchzusetzen. Mit 34 Punkten aus 27 Spielen lagen die Freiburger vor der heutigen Partie auf Rang 11. Auf einem Rang also, mit dem nach der Regular Season die Saison vorbei ist. Anzumerken ist zudem, dass die Lakers auf Rang 13 nur gerade zwei Punkte Rückstand haben. Rang 13, der dann in die Abstiegsplayoffs führen wird. Zusammenfassend: Gottérons Situation ist ungemütlich, noch mehr, wenn man die heutige Partie verloren hätte wozu es nicht kam, doch lesen Sie weiter. Anzumerken auf Freiburger Seite war an diesem Abend auch, dass der Stammtorhüter Reto Berra krankheitshalber fehlte. Deshalb beorderten die Freiburger den an den HC Thurgau ausgeliehenen Loic Galley zurück in ihr Tor. Dass Galley sonst bei Thurgau spielt, war für alle sehr gut sichtbar. Denn er trug zwar das Shirt der Freiburger, Helm und Schoner leuchteten aber klar und eindeutig in der grünen Thurgauer Farbe,

Um die Spurensuche nach den Freiburger Problemen etwas zu vertiefen, sei hier noch folgendes angemerkt. Gottéron versteht es zwar , das Spiel des Gegners zu neutralisieren und die Scheibe in den eigenen Reihen zu halten. Doch je mehr sie sich dem gegnerischen Tor nähern, desto ungefährlicher wirken ihre Aktionen. Die Verunsicherung ist teilweise ziemlich sichtbar. Der direkte Zug aufs Tor fehlt fast gänzlich.

Doch zurück zu Simon Moser. Zu Beginn des dritten Drittels stand es immer noch 2:1 für die Mutzen und es war Moser, der die Partie mit seinem Tor in die für die Berner bis zu diesem Zeitpunkt richtige Richtung gelenkt hatte. Moser spielte heute zusammen mit Thierry Schild und Fabian Ritzmann in der vierten Sturmreihe des SCB. Eine vierte Linie, die ihre Aufgabe sehr zuverlässig erledigte. Gegen hinten liess man nichts anbrennen und gegen vorne wurden immer mal wieder wichtige Akzente gesetzt. Nach einem solchen Akzent liess sich die vierte Linie auswechseln, hinein kam die zweite Linie rund um Lehmann, Merelä und Baumgartner. Letzterer konnte die vorherigen Akzente nutzen und auf 3:1 erhöhen.

Die ausverkaufte Postfinance Arena
Samstag Abend, Derby der beiden Zähringer Städte, Adventszeit und YB, das (äusserst unerfolgreich) an diesem Abend auswärts spielte: alles Ingredienzen für eine ausverkaufte Postfinance Arena. Was der Chronist schon vorher gesehen hatte, bestätigte ein freudvoller Speaker Geri Ryser in der Mitte des dritten Drittels: „Liebe Fans, wir haben eine ausverkaufte Postfinance Arena, 17’031 Zuschauerinnen und Zuschauer.“ Ausverkauft bedeutet auch, dass viele Gottéron Fans da waren. Und diese konnten sich in der 52. Minute ob des Anschlusstreffers von Julien Sprunger zum 3:2 freuen.

In der Berner Arena ertönt bei Strafen jeweils das Lied „hey stupid“. Selbst die Freiburger dürften mit dem Liedtext einigermassen einverstanden gewesen sein, als Sandro Schmid kurz darauf eine Strafe kassierte, die wirklich unnötig war. Weit weg vom eigenen Tor setzte er zu einem Cross-Check an, was den Berner eine nächste Überzahlsituation brachte. Bern nutze diese Chance nicht, gewann aber immerhin zwei Minuten auf dem Weg zum Spielende. Dieser Weg verlief dann deutlich in Richtung Freiburg. Denn es war wieder Julien Sprunger, der den in der Freiburger Fanecke viel umjubelten 3:3 Ausgleich erzielen konnte. Die Partie ging somit in die Verlängerung. Die Berner müssen sich vorwerfen lassen, eine Partie nicht vorher nach Hause gebracht zu haben, die sie eigentlich im Griff hatten. Simon Moser fasste alles – auch das was noch kommen sollte –  treffend zusammen: „Wir haben uns am Schluss den Wind eigentlich selber aus den Segeln genommen. Es kam dann grad ein wenig alles zusammen, mit den Gegentoren und mit dem Übersehen der Strafen. Im Moment ist der Ärger sehr gross“.

Die Rolle der Schiedsrichter
Das Siegtor der Freiburger liess  die Emotionen dann noch überkochen. Das lag an den Head-Schiedsrichtern, die nicht den besten Tag eingezogen hatten. Oder wie es der Berner Coach Jussi Tapola zusammenfasste. „Sicher bin ich enttäuscht und auch ein bisschen verärgert“ Tapolas Ärger dürfte sich auf die letzte Szene des Spiels bezogen haben, als ein Freiburger Stock im Gesicht des SCB-Spielers Marco Lehmann landete und demselben Schmerzen und eine blutende Wunde verursachte. Die Schiedsrichter liessen die Szene im gellenden Pfeifkonzert der Berner Fans laufen. In der Verlängerung spielt man mit 3 gegen 3 Feldspieler, wenn einer der drei schmerzerfüllt ausfällt, wird’s für dessen Mannschaft schwierig. Gottéron wars natürlich egal, sie gewannen nach Verlängerung.

Die Berner Seele war heute Abend nach der deutlichen YB-Niederlage in Sion und der aus Berner Sicht höchst ärgerlichen Niederlage im Zähringer Derby schon sehr geschunden. Balsam auf diese Seele ist am heutigen Abend dann doch Simon Mosers Vertragsverlängerung, oder eben, wie es Simon Moser selber sagt: „Kämpfen, am Boden bleiben und alles für die Mannschaft machen. Für den Club und für diese Stadt, das ist in jedem Einsatz und in jedem Spiel mein Ziel. ich bin froh, wird das geschätzt und ich bin froh, dass ich da bleiben darf“.

Best Player
Bern: Philip Wüthrich
Gottéron: Jacob de la Rose

SC Bern – Fribourg Gottéron 3:4 nV (2:1; 0:0; 1:2; 0:1)

Tore:
1:0 |2.| Marco Lehmann (Merelä, Loeffel)
1:1 |5.| Jacob de la Rose (Streule, Galley)
2:1 |15.| Simon Moser  (Bader, Loeffel)
3:1 |48.| Benjamin Baumgartner (Lehmann)
3:2 |52.| Julien Sprunger  (Vey, Schmid)
3:3 |58.| Julien Sprunger (Walser)
3:4 |61.| Ryan Gunderson (Wallmark, Bertschy)

Zuschauer:
17’031 Zuschauer
Postfinance Arena

 

 

 

 

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