
Ein Buebetrickli führt zum ersten Berner Sieg
Bern lag vor dem heutigen Spiel gegen Gottéron 0:2 in der Viertelfinalserie zurück. Bern musste heute zwingend eine Reaktion zeigen. Und diese Reaktion kam denn auch. Lukas Klok erwischte den Freiburger Torhüter Reto Berra (Bild) in der Verlängerung mit einem Buebetrickli und ermöglichte den Bernern den ersten Sieg in der Serie.
Lassen wir eingangs den Grossmeister der blumigen Polemik, Klaus Zaugg, von der online Plattform watson zu Wort kommen. Zaugg wählt schon im Titel seines Artikels die ihm eigenen, deutlichen Worte: „Guten Tag liebe Berner, die Playoffs haben für euch am letzten Freitag begonnen. Eine Polemik, bevor es zu spät ist.“ Und Zaugg erinnert an eine bekannte Weisheit: „Jedes – jedes! – Detail zählt. Erst recht in einer so ausgeglichenen Liga.“. Von diesem optimalen Weg, auf dem jedes Detail stimmt, waren die Berner in den beiden ersten Viertelfinalpartien ein wenig abgekommen.
Auch Tamedia (Bund/BZ) kommt mit ihrem Journalist Kristian Kapp (Bund/BZ) kommt zu einer ähnlichen Einschätzung: „Doch weil Tapola in Spiel 2 in Freiburg derart vieles veränderte und damit auch vieles riskierte und am Ende damit Schiffbruch erlittt, liegt es eben nun auch am Trainer, Wege aus dem Schlamassel zu finden.“ Auf diesem Weg aus dem Schlammassel sah sich der Berner Coach auch noch mit dem Problem konfrontiert, dass mit Austin Czarnik sein Postfinance Topscorer verletzt fehlte. Damit war Tapola zu Umstellungen gezwungen. Die vor dem Spiel verteilte Aufstellung zeigte dann, dass Bern mit der schnellen und auch körperbetonten Sturmformation rund um Tristan Scherwey, Benjamin Baumgartner und Marco Lehmann die Kreise von Gottérons Paradelinie mit Wallmark, Sörensen und Schmid einengen wollte. Was insgesamt gut klappte.
Nach rund 8 Minuten bot sich dem SCB die Gelegenheit, während 40 Sekunden mit 5 gegen 3 Feldspieler anzutreten. Möglichkeit, welche die Berner ungenutzt verstreichen liessen. Und auch die nachfolgenden 40 Überzahlsekunden endeten für die Berner erfolglos. „Mir wei gseh, üse SCB“, monierten die Fans auf der Tribüne zu diesem Zeitpunkt lautstark. Bern spielte zwar disziplinierter als auch schon in dieser Serie, aber die Fans sahen das schon richtig. Man hatte noch mächtig Luft nach oben. *Wir gaben den Freiburgern zu viele hochkarätige Chancen“, bilanzierte der Berner Stürmer Simon Moser nach dem Spiel.
Nach rund 15 Minuten nutzte Gottéron eine solche Chance. Zuvor wurde der Berner Marc Marchon auf die Strafbank geschickt. Und das wurde eben prompt bestraft. Julien Sprunger nutzte die überzahl und brachte Gottéron in Führung. Und so musste Bern abermals mit einem Rückstand in die Pause, was die Fans selbstredend frustrierte. Oder wie es ein Spassvogel in der Pause ausdrückte: „Es gibt nicht nur Spieler, die im Lineup als „abwesend“ vermerkt sind, manchmal wirken auch einige Spieler auf dem Feld abwesend“.
In der 23. Minute kam es dann zur Szene, die letztlich das Spiel und wer weiss vielleicht auch die Serie verändern sollte. Andreas Borgman setzte zu einem völlig unnötigen Check in den Rücken von Marc Marchon an, der dann in die Bande prallte. Die Schiedsrichter überprüften ihre schon auf dem Feld ausgesprochene 5-Minuten-Strafe am Video und bestätigten diese. Borgman musste unter die Dusche. Und wer weiss, vielleicht drohen ihm noch weitere Spielsperren. „Die Strafe ermöglichte uns den Ausgleich und damit waren wir wieder zurück im Spiel“, fasste Simon Moser diese Szene zusammen. Marco Lehmann hatte zum 1:1 ausgleichen können. Auch der Freiburger Coach Lars Leuenberger sah diese Szene gleich: „ja, wir haben die Berner mit dieser Strafe ins Spiel zurück gebracht. Eine solche Strafe muss man nicht nehmen.“
In der 44. Minute konnte Bern zum allerersten Mal in der Serie in Führung gehen. Fabian Ritzmann erbte die Scheibe nach einem Pfostenschuss Berns und konnte das viel umjubelte 2:1 für die Mutzen erzielen. Und das schien den Freiburgern noch mehr ans Nervenkostüm zu gehen. Nur Sekunden später kassierte Gottéron die nächste Strafe. Weil allerdings auch Benjamin Baumgartner für einen hohen Stock auf die Strafbank musste, glichen sich die Stärkenverhältnisse auf dem Eis wieder aus. Auch die Berner leistete man sich allerdings die eine oder andere unnötige Strafe. Aber eben, die Geschichte dieses Spiels war irgendwie schon geschrieben. Der Freiburger Faden schien gerissen.
Einmal mehr äusserst überzeugend spielte der Berner Stürmer Simon Moser. Ob defensiv engagiert und diszipliniert oder als offensiver Antreiber. Der 36-jährige Simon Moser war heute überall. „Ich fühlte mich gut und konnte helfen, ein paar Unterzahlsituationen zu überstehen. Wir konnten in unserer Linie mit Schölli (Joel Vermin, die Red.) und Thierry Bader auch etwas kreieren.“ Und ganz Vorbild forderte Moser nicht zuletzt auch von sich selbst: „Jetzt muss die Scheibe einfach noch häufiger im Tor landen. “ Mosers Erfahrung macht es denn auch aus, dass er konditionell auch mit 36 Jahren auf der Höhe ist. „Wenn in unseren Powerplays die Top-Spieler auf dem Eis sind, habe ich Zeit zum verschnaufen. Du musst einfach konzentriert bleiben und dann geht’s schon.“
Als Gottéron knapp zwei Minuten vor Spielende seinen Torhüter Reto Berra durch einen sechsten Feldspieler ersetze, ging es plötzlich schnell. Die Berner versuchten, die Scheibe aus dem eigenen Verteidigungsdrittel zu spielen, was misslang. Ryan Gunderson pflückte sich den Puck mit der Hand aus der Luft, schoss in Richtung Tor, wo Yannick Rathgeb zum 2:2 ablenken konnte. Und damit kam es wieder zur Verlängerung. In der 64. Minute geriet Gottéron wieder in Unterzahl. Und damit erhielt Bern einmal mehr die Möglichkeit, in Überzahl zu spielen. Auch in diesem Powerplay gelang es dem SCB, die Scheibe im Freiburger Verteidigungsdrittel flüssig zirkulieren zu lassen. Zu zwingenden Chancen kam der SCB allerdings weiterhin nicht. Insofern verging auch diese Überzahlsituation ungenutzt.
In der Mitte der ersten Verlängerung brachen dann in der Berner Postfinanve Arena alle Dämme. Lukas Klok schnappte sich an der blauen Linie die Scheibe, führ hinter dem gegnerischen Tor vorbei und erzielte mit einem Buebetrickli das 3:2. Ein Buebetrickli ist, wenn ein Spieler aufs Tor fährt und so den Torhüter zwingt, die nahe Ecke zu schliessen, um ein Tor zu verhindern. Weil diese Ecke also zu ist, fährt der Spieler so schnell wie nur möglich hinter dem Tor durch zur anderen Ecke und versorgt die Scheibe im Tor, bevor der Torhüter sich auf die andere Seite verschieben konnte.
Bern hatte also 3:2 gewonnen und in der Serie auf 1:2 verkürzen können. Um die Serie noch drehen zu können, braucht es allerdings noch mehr. „Wir müssen noch weitere Schritte machen. Wir müssen unser Potenzial mehr ausnützen“, analysierte der Berner Coach Jussi Tapola nach dem Spiel. Heute wurde Tapola teilweise durch Verletzungen zu Änderungen in der Aufstellung gezwungen. Auf die Frage, wie denn die nächste Aufstellung aussehen werde erläuterte Tapola, dass man zuerst darüber schlafen, dann analysieren und dann entscheiden müsse. „Schlafen, analysieren, entscheiden“, fasste ein anwesender Journalist zusammen. „Ja, in dieser Reihenfolge“ bestätigte Tapola und sorgte bei den anwesenden Journalisten für einen Lacher.
SC Bern – HC Fribourg Gottéron 3:2 nV (0:1 |1:0| 1:1| 1:0)
Stand in der Serie: 1:2 Gottéron
Tore:
0:1| 15.| Julien Sprunger (Schmid, Sörensen)
1:1| 25.| Marco Lehmann (Vermin, Baumgartner)
2:1| 44.| Fabian Ritzmann (S. Moser, Schild)
2:2| 59.| Yannick Rathgeb (Gunderson)
3:2 |69.|Lukas Klok (Loeffel, Ejdsell)
Zuschauer:
17’031 Zuschauer (ausverkauft)
Postfinance Arena, Bern
Foto: justpictures.ch
EV Zug – HC Davos 0:4 (0:0|0:3|0:1)
Stand in der Serie: 0:3 Davos
Heute dauerte es in der Zuger Bossard Arena bis zur 30.. Minute bis die Davoser in Unterzahl spielend mit 0:1 in Führung gingen. Wie schon im ersten Spiel traten die Davoser auch heute beim Auswärtsspiel sehr stark auf. Und wie schon im ersten Spiel gewann Davos gegen Zug, diesmal diskussionslos mit 0:4. Hervorzuheben ist Adam Tambellini. Er glänzte mit dem zweiten Hattrick in Serie. Sechs Tore in zwei Spielen. Auf der anderen Seite steht ein EV Zug, der irgendwie auseinander fällt. Statt einer Reaktion auf die bisherigen zwei Niederlagen scheinen die Zuger irgendwie den Fokus verloren zu haben. Denn nebst der Partie verloren die Zuger heute auch zwei Spieler durch 5-Minuten-Strafen. Eine Serie ist erst fertig, wenn sie fertig ist, sagt ein geflügeltes Wort. Es braucht allerdings viel Vorstellungsvermögen, um anzunehmen, dass Zug nochmal in diese Serie zurück kommen könnte.