
Bern steht mit dem Rücken zur Wand
Fribourg Gottéron erarbeite sich heute Abend drei Möglichkeiten, die Playoff Viertelfinalserie gegen Bern zu gewinnen. Dank dem heutigen 2:1 Sieg führen die Üechtländer in der Serie nun mit 3:1. Bern schoss heute Abend 30 Mal aufs Tor, doppelt so viel wie Gottéron. Nur ein Tor aus 30 Möglichkeiten ist deutlich zu wenig. und die Freiburger rund um Sandro Schmid (Bild) erzielten 2 Tore aus 15 Torschüssen.
Aus Berner Sicht ist dieser Abend einer zum Vergessen. Dies lässt sich schon nur an verschiedenen Statistiken festmachen. Bern schoss 30 Mal aufs Freiburger Tor und erzielte nur einen Treffer. Erfolgsquote 3.33%, das ist halt einfach schlecht. Freiburg schoss 15 Mal aufs Tor und erzielte 2 Treffer. Das sind zwar auch nicht wirklich viele Tore, aber eine Erfolgsquote von 13.33%, die sich sehen lässt. Schaut man sich die Sache aus Sicht des Berner Torhüters Adam Reideborn an, so weist dieser heute eine Fangquote von 86.66% auf, was ungenügend ist.
Kommt dazu, dass Reideborn Christoph Bertschys zweites Freiburger Tor auf seine Kappe nehmen muss. Bertschys Schuss kommt von weit, von der Bande her und war nicht sehr stark: Reideborn begeht hier gleich zwei Fehler auf einmal. Erstens steht er falsch, diesen Schuss muss er mit dem Körper in der Ecke parieren können. Und zweitens langt er mit seinem Fanghandschuh daneben.
Statistische Fragezeichen
Es ist klar, dass eine Niederlage nicht nur auf eine Person zurück geführt werden kann. Fakt ist jedoch schon, dass die Polemik rund um die Torhüterwahl des Berner Coaches Jussi Tapola wieder aufflammen dürfte. Tragen wir hier auf nüchterne Art und Weise ein paar Fakten zusammen. über die gesamte Saison gesehen weist Adam Reideborn eine Fangquote von 90.86% auf, der zweite Berner Torhüter Philip Wüthrich eine von 90.54%. Rein statistisch sind die beiden Torhüter also gleichwertig. In Bern hat die Torhüterfrage aber eine deutlich grössere Bedeutung als nur die jeweiligen Fangquoten.
Da Adam Reideborn Schwede ist, „braucht“ er eine Ausländerlizenz. Und pro Team dürfen an einem Spiel bekanntlich maximal 6 Ausländer eingesetzt werden. Vertraut man also auf Reideborn, muss ein ausländischer Feldspieler auf der Tribüne Platz nehmen. Bern hat aktuell aber 8 spielberechtige und grundsätzlich spielfähige Ausländer unter Vertrag. Der Torhüter Adam Reideborn, die Verteidiger Patrick Nemeth, Lukas Klok und Hardy Häman Aktell und die Stürmer Austin Czarnik, Victor Ejdsell, Waltteri Merelä und Miro Aaltonen.
Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle angefügt, dass ein weiterer Ausländer, nämlich Dominik Kahun, vor wenigen Wochen zum Lausanne HC transferiert worden ist, weil er in Bern zu wenig Eiszeit erhalten hatte. Kahun, der aktuell in Lausanne fleissig Tore und Assists verbucht. Was wohl ein Hinweis darauf sein könnte, dass sich Kahun in Bern nicht mehr wohl fühlte. Und seit zwei Spielen sorgt eine weitere Berner Personalie für Fragezeichen. Nämlich jene von Austin Czarnik. Czarnik war mit 56 Punkten in der Regular Season der Liga-Topscorer. Am Dienstag und heute war er als „abwesend“ und nicht etwa als „verletzt“ in der Mannschaftsaufstellung vermerkt. Auch der Verteidiger Hardy Häman Aktell wird als „abwesend“ geführt. Verzichtet Bern ohne zwingenden Grund hier gleich auf zwei wichtige Spieler? Nur um im Tor mit Reideborn spielen zu können, obwohl mit Philip Wüthrich ein mindestens ebenbürtiger Schweizer Torhüter zur Verfügung steht?
Auch Bern hätte gewinnen können
Gleich zu Beginn zeigte Gottéron Schwächen in der Verteidigung. Eine dieser Schwächen nutzte Tristan Scherwey aus, bediente Miro Aaltonen, der die Berner Gäste in der 4. Minute bereits in Führung brachte. Im zweiten Drittel kamen die Freiburger dann deutlich stärker aus der Kabine und konnten ihre beiden Tore erzielen. Das erste in der 25. Minute in Überzahl durch Marcus Sörensen und das zweite nur eine Minute später – wie weiter oben bereits vermerkt – durch Christoph Bertschy. Dieser Doppelschlag schien dann schon ein wenig auf die Berner Moral zu drücken. Im weiteren Spielverlauf rückte einmal mehr der Freiburger Torhüter Reto Berra in den Mittelpunkt. Berra war für die Freiburger mit seiner herausragenden Fangquote von 96.66% die Absicherung zum Sieg.
Insgesamt lässt sich bilanzieren, dass es heute einmal mehr eine Partie auf Augenhöhe war, die auf beide Seiten hätte kippen können. Entscheidend im Nachhinein waren die beiden kurz aufeinander folgenden Freiburger Tore. Ausser dem Spiel in Freiburg am letzten Sonntag waren somit alle Spiele relativ ausgeglichen und wenn Spiele ausgeglichen sind, dann spielt jedes einzelne Detail eine noch entscheidendere Rolle. Und deswegen begeben wir uns auf die Suche nach solchen Details.
Der journalistische Blick auf Samstag
Aufgabe der Journalisten ist es, Situationen kritisch zu analysieren und zu bewerten, um daraus Schlüsse ziehen zu können. Und selbstverständlich können solche Schlussfolgerungen niemals die ganze Wahrheit widerspiegeln, denn dazu sind Journalisten zu weit weg von den Teams. Zuerst zum HC Fribourg Gottéron. Dessen Trainer Lars Leuenberger muss eigentlich nichts ändern. Leuenberger hat Gottéron wieder aufgerichtet. Vor seinem Amtsantritt waren die Üechtländer zeitweise auf dem zweitletzten Tabellenplatz. Leuenberger steht seit Weihnachten an der Bande und seither geht es nur noch aufwärts. Dass Leuenberger sein Team immer wieder aufrichten kann, zeigte er auch heute wieder. Nach dem unnötigen Foul mit Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Andreas Borgmann am letzten Dienstag schien Gottérons Faden gerissen. Borgmann fehlte auch heute gesperrt, Freiburg spielte aber wie eh und je – seit Leuenberger an Weihnachten an die Bande kam!
Auf der anderen Seite muss Berns Jussi Tapola zwingend etwas ändern. Sonst wird er sich vorwerfen lassen müssen, eine nach der Qualifikation hervorragende Ausgangslage tatenlos verspielt zu haben. Das wichtigste zuerst: Tapola muss am Samstag Philip Wüthrich im Tor bringen, auch um mit sechs ausländischen Feldspielern antreten zu können. Dass Tapola nicht schon am Dienstag aktiv Veränderungen angegangen ist, wird man ihm wohl noch verzeihen. Auch weil Bern am Dienstag gewann. Aber eine weitere Tatenlosigkeit dürfte ihm als beratungsresistente Arroganz ausgelegt werden. Zumal ähnliche Umstände schon letztes Jahr zum Ausscheiden im Viertelfinal gegen Zug geführt hatten.
Anstelle Reideborns sollte Tapola wieder auf den Liga Torscorer Austin Czarnik setzen – so der heute „Abwesende“ auch gesundheitlich anwesend sein kann. Sollte Czarnik tatsächlich verletzt sein – was zumindest bezwifelt werden kann – müsste Hardy Häman Aktell ins Team nachrücken. Dies um das dritte Verteidigungsduo um Samuel Kreis und Lucas Matewa zu stabilisieren. Der 25-jährige, in Lausanne geborene Matewa spielt für seine Verhältnisse gute Partien. Er vermag allerdings logischerweise nicht zu verbergen, dass er die ganze bisherige Saison beim unterklassigen La Chaux-de-Fonds gespielt hat. Tempo und Intensität sind in der Swiss League weniger hoch. Anzunehmen, dass Matewa einen ausländischen Verstärkungsspieler einfach so ersetzen oder gar noch übertrumpfen kann, ist – soviel Polemik sei erlaubt – schon sehr arrogant.
Gottéron führt also in der Serie mit 3:1. Und Bern steht mit dem Rücken zur Wand. Tapola muss also am Samstag etwas tun. Ob’s richtig ist, wird sich weisen. Eines ist allerings schon heute klar: am Samstag werden, inklusive der Journalisten, wieder über 17’000 Menschen im Stadion sein, die es besser wissen werden.
Best player
Gottéron: Sandro Schmid
SC Bern: Miro Aaltonen
HC Fribourg Gottéron – SC Bern 2:1 (0:1 |2:0| 0:0)
Stand in der Serie: 1:3 Gottéron
Tore:
0:1| 4.| Miro Aaltonen (Scherwey, Nemeth)
1:1| 25.| Marcus Sörensen (Sprunger, Gunderson)
2:1| 26.| Christoph Bertschy (Lilja, Rathgeb)
Zuschauer:
9’262 Zuschauer (ausverkauft)
BCF Arena, Fribourg
Foto: justpictures.ch
HC Davos – EV Zug 5:2 (1:1|0:0|4:1)
Stand in der Serie: 0:4 Davos für die Halbfinals qualifiziert
Der HC Davos schloss die Viertelfinalserie gegen Zug heute zu Hause mit einer makellosen 4:0 Bilanz ab und qualifizierte sich für die Halbfinals. Die Davoser Qualifikation war nie wirklich gefährdet. Zug ging zwar in der 9. Minute durch Hofmann in Führung, aber Davos konnte nur eine Minute später durch Zadina ausgleichen. Ab der 44. Minute war Davos dann in Führung und gab diese nicht mehr ab. Der Vierte der Qualifikation, Zug, enttäuschte in dieser Serie. Eine Enttäuschung, die allerdings ein wenig voraussehbar war. Denn den Zugern fehlten mehrere verletzte Schlüsselspieler. Und dem abtretenden Zuger Coach Dan Tangnes ist es nicht gelungen, ein kompetitives Team zu bilden. Eine Geschichte, die wohl nur der Sport schreiben kann, ereignete sich heute Abend zwei Minuten vor Schluss in Davos.
Es war dann Andres Ambühl vergönnt, das Davoser 5:2 zu erzielen. Ambühl ist 41-jährig, hat über 1250 Spiele in der national League gespielt und über 700 Punkte gesammelt. Und Ambühl hat per Ende Saison seinen Rücktritt erklärt. Dass grad er die Davoser Halbfinalqualifikation besiegeln konnte, ist ein weiterer Höhepunkt in seiner unvergleichlichen Karriere.