
Der Blick von Freiburg über Zürich ins Wallis
Der HC Fribourg Gottéron erstaunt weiter. Sie liegen gegen den Qualifikationssieger Lausanne 2:1 vorne. Die ZSC Lions (Bild) ihrerseits führen 2:1 gegen Davos. Und im Wallis zeichnet sich eine umstrittene Ligaqualifikation zwischen dem EHC Visp und Ajoie ab. Die Serie steht aktuell unentschieden 1:1, Das Wallis steht allerdings geschlossen hinter Visp. Werfen wir auch einen Blick ins Rhonetal.
In den Halbfinalserien der National League sind mittlerweile drei Partien ausgetragen worden und in beiden Serien steht es 2:1 für den Favoriten, will heissen für den nach der Qualifikation besser Platzierten. Doch werfen wir einen Blick auf die beiden Paarungen.
Lausanne – Gottéron: 1:2 in der Serie
Am letzten Dienstag Abend reiste Lausanne mit der Enttäuschung der verlorenen ersten Partie nach Freiburg. Und es entwickelte sich auch hier eine Partie auf Messers Schneide. Es war der Abend der beiden Torhüter. Kevin Pasche auf Lausanner Seite, der an diesem Abend keinen Treffer zulassen musste und somit eine Fangquote von 100% aufwies. Und auf der anderen Seite war Reto Berra mit einer Fangquote von 97%. Er hatte lediglich ein Tor kassiert. In der 53. Minute war es Ken Jäger, der den letztlich entscheidenden 0:1 Treffer erzielen konnte. Dabei blieb es und Lausanne konnte die Serie seinerseits mit einem Break ausgleichen.
So ging es am Donnerstag wieder nach Lausanne. Und diese Partie musste Gottéron ohne seinen Topscorer Luca Wallmark bestreiten. Wallmark war in der 28. Minute des zweiten Spiels von Aurélien Marti gecheckt worden und musste vom Eis. Wallmark selbst verkündete dann in den Social Media, dass er sich eine Verletzung zugezogen habe, die seine Saison beendet. Irgendwie dachte wohl der eine oder andere, dass mit Wallmarks Ausfall Gottérons Schlagkraft gebrochen sein würde. Und die Partie entwickelte sich dann auch so. Lausanne ging durch Jäger in der 17. und durch Glauser in der 41. Minute 2:0 in Führung.
Doch eben: bei Gottéron steht ein gewisser Lars Leuenberger an der Bande. Der Mann für unmögliche Situationen. Und Leuenber – am letzten Samstag 50 Jahre alt geworden – richtete seine Mannen wieder auf. Gunderson in der 45. Minute und Rathgeb in der 59. Minute stellten wieder Gleichstand her, womit die Partie in die Verlängerung ging.
Die Partie dauerte bis zur 94. Minute. Und es war Julien Sprunger, mit 39 Jahren ein Oldie, der zwei Minuten vor Mitternacht die Partie zugunsten der Freiburger entschied. Und so kam es zum dritten Break in dieser Serie, die Gottéron nun wieder mit 2:1 anführt. Anzumerken ist noch ein spezielles Detail. Schiedsrichter dieser Partie war Cédric Borga, derjenige Cédric Borga, der zwei Tage zuvor in Pruntrutt die Partie zwischen Ajoie und Visp arbitriert hatte. Eine partie, die sogar nach Mitternacht, erst in der 101. Minute geendet hatte. Borgas Arbeitstage sind aktuell sehr lang.
ZSC – Davos 2:1 in der Serie
In dieser Serie gab es im Gegensatz zur anderen Serie nur Heimsiege. Nach dem 6:1 Heimsieg der Zürcher am letzten Samstag konnte man sich mit Fug und Recht Sorgen um Davos machen. Doch Davos konnte seinerseits zuhause reagieren und gewann 4:3 und konnte damit die Serie ausgleichen. Dank drei Toren in Überzahl gewannen die Zürcher die dritte Partie der Serie mit 5:1 und liegen somit in der Serie mit 2:1 vorne.
Anzumerken ist dann noch, dass die Zürcher eigentlich alle sechs Tore dieser Partie selber erzielt hatten. der Ausgleich der Bündner in der 16. Minute war an Kuriosität kaum zu überbieten. Zu diesem zeitpunkt war eine Strafe gegen den Davoser Rekordspieler Andres Ambühl angezeigt. Jesper Fröden stand hinter dem eigenen Tor, die Zürcher agierten logischerweise mit 6 gegen 5 Feldspielern. Fröden wollte einen Pass in den Slot spielen, was misslang. Die Scheibe landete im verwaisten Zürcher Tor. Weil es im Eishockey keine Eigentore gibt, wurde das Tor Andres Ambühl zugeschrieben.
Nach all seinen Rekorden dürfte auch das für Ambühl ein einzigartiger Rekord sein. Er begeht ein Foul, muss auf die Strafbank und kriegt gleichzeitig ein Tor gutgeschrieben. Sowas kann eigentlich nur Andres Ambühl, dem unumstrittenen Rekordmann aus Davos passieren. Ambühl, der seine Karriere bekanntlich nach dieser Saison beenden wird.
Foto: justpictures.ch
HC Ajoie – EHC Visp Serie 1:1
Wenden wir uns zum Schluss noch der Ligaqualifikation zu. Weil der EHC Visp ein bewilligtes Aufstiegsgesuch hat, kommt er zu dieser Liga Qualifikation zwischen dem Oberklassigen Ajoie und Visp. Es ist eine Paarung mit einiger Sprengkraft. Und dies liegt vor allem an den Wallisern. Im Wallis, präziser in Sierre, ist ein gewisser Chris McSorley am Werk. Er ist damit beschäftigt, in Sierre bis 2028 ein Team zusammenzustellen, das die Möglichkeit hat, in die National League aufzusteigen. Und Mc Sorley ist auch die treibende Kraft hinter einem 80-Millionen Projekt, das den Bau einer neuen Eisbahn vorsieht. Auf der Homepage des HC Sierre liest man Folgendes: „Das Projekt Valais Arena vereint eine neue Eisbahn und ein Öko-Viertel. Ziel ist die Schaffung eines integrierten städtischen Ökosystems.“
Auf watson zitiert Klaus Zaugg McSorley folgendermassen: Der Aufstieg von Visp „würde das Hockey-Interesse im Tal befeuern und davon würden auch wir profitieren.» Und mit „wir“ meint McSorley vorderhand den HC Sierre. Doch wer weiss, wie das Wallis tickt, der weiss, dass ein Aufstieg von Visp das ganze Rhonetal zum Beben bringen würde und dass man mit vereinten Kräften alles tun würde, um für die nächste Saison ein kompetitives Team zusammenzustellen. Wer Zweifel an dieser meiner Aussage hat, sei auf den FC Sion und dessen ikonischen Präsidenten Christian Constantin verwiesen. Constantin ist es, der es seit Jahrzehnten schafft, in einem wirtschaftlich nicht sehr favorablen Umfeld den FC Sion in der obersten Liga zu halten. Stadion Projekt in Sion inklusive. Die Parallelen zwischen dem Fussball und dem Eishockey sind gegeben.
Hinter dem EHC Visp würde also nach einem möglichen Aufstieg das ganze Rhonetal stehen. Und der Traum vom Aufstieg lebt. Dem EHC Visp gelang am letzten Dienstag bei der ersten Partie in Ajoie das Break. In der 101. Minute entschieden sie die Partie mit 3:2 zu ihren Gunsten. Die zweite Partie zuhause in Visp ging zwar – auch in der Verlängerung – verloren. Der Spielverlauf zeigt aber deutlich, dass die Emotionen im Wallis hochgehen. Und nochmal: wer das Wallis ein wenig kennt, der weiss, dass hochgehende Emotionen immer mal wieder mit Erfolg gekrönt sind.
In der 8. Minute des zweiten Spiels der Serie in Visp kam es zu einer wüsten Szene, welche die Emotionen hochkochen liessen. Visp führe zu diesem Zeitpunkt 2:0. Der Ajoie Verteidiger Jannik Fischer checkt den Visper Adam Brodecki übel gegen den Kopf. Dieser bleibt benommen liegen. Er steht dann zwar selber wieder auf. Für ihn ist die Partie aber gelaufen. Er muss vom Eis. Übrigens genau so wie Jannik Fischer, der einen Restausschluss kassiert. Die Liga verfügt allerdings keine weitere Sperre gegen Fischer, was den EHC Visp zu einem Rekus bewegt.
Eben: Für Emotionen ist also gesorgt. Umso mehr als Visp noch auf 3:0 erhöht, die Partie dann aber nach Verlängerung mit 4:5 verliert. Die Serie steht nun also ausgeglichen 1:1. Womit wir wieder bei den Emotionen wären. Die Szene rund um den Check gegen den Kopf von Adam Burdecki bewegt die Walliser Öffentlichkeit. Auf Social Media sind Kommentare von teilweise sehr prominenten Wallisern zu lesen, welche Unverständnis für des Verbands Entscheid äussern, Jannik Fischer nicht zu sperren.
Und wir erinnern uns problemlos, weil der Chronist es schon mehrmals erwähnte. Wenn das ganze Rhonetal ein gemeinsames Ziel hat, dann wird dieses mit aller Kraft angepeilt. Und Emotionen fördern die Zielerreichung. Dieser Zielerreichung förderlich ist auch der Coach der EHC Visp. Ehlers ist bekannt dafür, aus seinen Teams „nahezu das Optimum aus den Möglichkeiten“ rauszuholen. So schrieb es einst die NZZ, als Ehlers die Langnau Tigers im Jahr 2019 in die Playoffs führte. Ehlers wird in der Szene seines disziplinierten Abwehrkonzepts wegen gerne mit einem Lächeln als „Beton-Hene“ bezeichnet. Beton-Hene und die Emotionen eines ganzen Tales könnten den EHC Visp in die National League führen. Falls die Visper ihren Fokus auf das Wesentliiche, also das Erzielen und Verhindern von Toren legen können.
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